Allgemeines:
Die
Landgemeinde Schwessin bestand aus den Ortsteilen Schwessin (Alt-Schwessin), Neu-Schwessin und Kornburg.
Schwessin liegt acht Kilometer südöstlich der
früheren Kreisstadt Rummelsburg. Im Nordosten befindet sich der M a r l s e e , im
Osten und Südosten der D e e p e r S e e (Quellsee der Brahe)
und im Süden der S t a r s e n e
r S e e An dessen Nordufer verläuft die Gemeindegrenze
zwischen Schwessin und Starsen,
die gleichzeitig die Grenze zwischen dem Kreis Rummelsburg in Pommern und dem
Kreis Schlochau in Westpreußen war. Heute ist dies
die südliche Grenze der Stadt und Gemeinde Miastko
(Rummelsburg). Die durch Kampfhandlungen
am Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigte Fachwerkkirche wurde leider bald
nach 1945 abgebrochen. Es wurde allerdings inzwischen eine neue Kirche erbaut,
in die sich die jetzige katholische Gemeinde zu Gottesdiensten trifft.
Im
August 1995 fand in Schwessin, in der Ferienanlage am
Deeper See, für die Mitglieder des „Rummelsburger
Bundes der Bevölkerung Deutscher Abstammung“ ein kulturelles Seminar[1]
statt. Die Forumsdiskussion leiteten der damalige Heimatkreisbearbeiter Otto
Trapp, der Heimatausschußvorsitzende Hans-Ulrich
Kuchenbäcker, Pastor Peter Voss und der Vorsitzende des Rummelsburger Bundes
Alfons Rekowski. Schwerpunkte des Programms waren die Vermittlung von
Kenntnissen über das deutsche Volkslied, Brauchtum in der Heimat und die
Geschichte des Rummelsburger Landes.
Die
Vereinszeitschrift „Rummelsburger
Land“, 4. Vj. 1995 und die „Pommersche Zeitung“
berichteten damals darüber.
|
|
|
Schwessin – Gasthof Heisler |
|
|
Kirche,
Schule und Gasthof H. Dobbratz in Schwessin |
|
Aktuelles:
Am 27. August 2022 wurde in Schwessin auf dem dortigen Kirchhügel ein Gedenkstein
eingeweiht. Über die Feierlichkeiten berichtete Armin Fach in einem Beitrag für
„Rummelsburger Land“.
Ortsteile bzw. Wohnplätze: Fuchsflöte, Höhle, Kornburg, Krähenberg, Neu Schwessin, Niederdorf (Schwessiner Mühle), Schwessin Ziegelei.
Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 2068
Einwohner 1939: Zahl der Haushaltungen: 110
Gesamtbevölkerung: 507
Einwohnerliste
(rekonstruiert, PDF-Dokument)
poln. Ortsname: Swieszyno
Historische Verwaltungseinteilung:
Kreis: Rummelsburg
Regierungsbezirk: Köslin
Amtsbezirk: Reinwasser
Standesamt: Schwessin
Kirchspiel: Schwessin
Schule: Schwessin
|
|
|
|
|
|
und Bütow im Bild, 1961 |
|
Gasthaus/Krug:
Dinnies Litze 1592: Gründung des Krugs als erstes
Gebäude s im Ort.
August Fach *1818 +16.03.1885 [pers. Mitteilung Armin Fach]
Albert Fach (*1856 +1888) [s. Gräberliste H. Oldenburg]
Franz Winkel 1892/93
Radtke 1903
Karl Heisler 1907
Dollhase [s. histor.
Ansichtskarte] bzw. Dollase 1913
Richard Dobbratz [s. histor.
Ansichtskarte, pers. Mitteilung der Nachkommen] 1935
Friedrich Dobbratz (*1896 +1945) [s. histor. Ansichtskarte, pers. Mitteilung der Nachkommen]
Schule:
Bereits 1770 ist in Schwessin eine Schule erwähnt. 1813 unterrichtete hier ein Lehrer 46 Schulkinder, Als Pädagoge prägte Jakob Gottlieb Probandt von 1810 bis 1854 Generationen von Schwessiner Kindern und tat es seinem Vater Jakob Probandt gleich, der von 1775 bis 1805 Lehrer der Dorfschule war.
Anfang der 1930er Jahre unterrichtete Lehrer Klippstein, der dann nach
Rummelsburg versetzt wurde.
1937 waren es zwei Lehrer (Otto Klitzke und Herr Anhold)[2] bei 89 Schülerinnen und
Schülern. Diese beiden Lehrer wurden dann einer nach dem anderen 1941
eingezogen und ab dann nur noch durch Vertretung von Junglehrers ersetzt.
Letzte Lehrerin war Frau Waltraud Hedtke verh. Hund
(*1921 in Rügenwalde). Sie kam nach Abschluß des Studiums als junge Lehrerin im Januar 1944
nach Schwessin in die dortige zweiklassige Schule. Im
Juni 1944 heiratete sie und zog dann Weihnachten 1944 nach Rügenwalde.
Im Jahre 1999 war das Schulgebäude immer noch zweckbestimmt. Es war der Dorfmittelpunkt, über 100 Kinder, auch aus den Nachbardörfern, wurden hier noch unterrichtet[3].
Geschichtliches:
Die wüste Feldmark Schwessin war nach dem Lehnsbrief von 1496 Massowscher
Besitz. Die Vergins und Roggenbucks waren Beutner
der Massows. Als solche hatten sie das Beutnerrecht erhalten. Aus diesem Recht heraus
beanspruchten Sie Schwessin.
Das erste Gebäude im Dorf war ein im
Jahre 1592 von Dinnies Litze erbauter Krug, um
den herum in wenigen Jahren das Dorf entstand. Nach und nach wurden neue Höfe
angelegt zum Teil als Raderecht, zum Teil als erblicher Besitz. Die ersten
Siedler außer dem Krüger waren Jürgen Rutz, Jochim Steke, Dinnies Litz, Andreas Schnase, Schwantes Litz und der erste
Schulze Karsten Schmidt. Der Aufbau des Dorfes muss in wenigen Jahren erfolgt
sein. Bereits im Jahre 1598 erhielt man die Erlaubnis, eine Kirche zu bauen und
einen Prediger einzustellen. 1655 besaßen Hans Vergin und mehrere Glieder der Familie Roggenbuck Schwessin.
Später geriet ein Teil in Pfandbesitz, denn 1717 waren als Besitzer
verzeichnet: 1. Anton v. Goeßler, 2. Hans-Jacob v. Roggenbuck,
3. Peter Ludwig v. Roggenbuck, 4. Karl Gustav v.
Vergins Erben.
Das Landbuch des 18. Jahrhunderts kennt nur 3
Anteile: Schwessin a, b, und c.
Schwessin a kam von Anton v. Goeßler an Ewald v. Manteuffel, 1721 an Paul
Wedig v. Kamecke, 1736
an Philipp Ernst v. Puttkamer, 1747
an Ernst Ludewig v. Puttkamer, nach
seinem Tode an die Witwe v. Meseritz geb. v. Puttkamer, die es 1759 an Jakob Kaspar v. Puttkamer schenkte.
1768 kaufte es Minister Valentin v. Massow
Schwessin b war der Teil der Roggenbucks. Der Teil des Hans-Jakob kam an Peter Ludwig, dessen Sohn ganz Schwessin b erbte und es 1765 mit Zustimmung seiner Mutter an Valentin v. Massow verkaufte.
Schwessin c, der Anteil der Vergins vererbte sich von Karl Gustav auf seine Söhne Karl Gustav und Ernst Joachim. Ernst Joachim war der letzte seines Namens. Von ihm ging es auf Peter Valentin v. Roggenbuck über und kam 1764 auch an Valentin v. Massow. Von da an hängt die Besitzgeschichte mit Waldow zusammen.
Vom Oberhofmarschall Valentin von Massow erbte es im Vergleich von 1835 der Sohn August Karl von Massow, der es 1838 an Leopold Frey verkaufte. Nachdem es aus dem Besitz der v. Massow gekommen war, wechselte der Besitz häufig:
Weitere Besitzer:
06.01.1854: Gustav Weißer, der bisherige Pächter;
30.04.1855: Karl Leonard Limann;
25.02.1856: Konstantin v. d. Marwitz;
02.11.1857: Louis Schröder-Richter;
10.04.1883: Fritz Labahn;
29.03.1909: Ehefrau des Amtsrichters Dr. Behrendt Magda geb. Labahn und deren Ehemann in Rummelsburg;
23.03.1911: Rentier Johannes Geiß in Pollnow.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist neben dem noch immer bestehenden Krug eine Schmide und eine Wassermühle nachgewiesen.
Im Jahre 1809 wurde das Gut nach Neu-Schwessin abgebaut. Es entstand das Vorwerk Niederhof und der Erbpachthof
Valentinshof. Das Vorwerk Niederhof ist später zur Landgemeinde gekommen.
Vom Vorwerk Jakobshausen wurden 1905 10 Rentengüter abgezweigt und 1934 wurde
der Rest in weitere Rentensiedlungen aufgeteilt. Bei der Neuordnung der
Gemeinden 1928 kam Jakobshausen zur Landgemeinde Dulzig.
1933 zählte das Dorf etwa 500 Einwohner, es war ein eigenes Kirchspiel und es
hatte ein Standesamt. Hier gab es eine Schule, die Kirche, einen
Kolonialwarenladen mit Gasthaus (Richard Dobbratz) und eine Poststelle (Karl Ventzke).
Karl Ventzke, ein Cousin des Posthalters, betrieb die
Fischerei. Die Wassermühle in Alt Schwessin betrieb
zuletzt Hans Völker, Sohn des Mühlenbesitzers Wilhelm Völker (1802-1885). Eine
Besonderheit in Schwessin war die Badeanstalt direkt
am Deeper See. Wilhelm Prillwitz
war Viehhändler. Im Zweiten Weltkrieg kam es zu etlichen Zerstörungen.
Insbesondere das Dach und er Turm der Kirche wurden bei Kampfhandlungen stark
beschädigt. Am 24. Februar 1945 gingen die Schwessiner
auf die Flucht, die Russen überrollten den Treck jedoch kurz vor Lauenburg und
er musste zurückkehren. Am 13. März 1945 kam er wieder in Schwessin
an. Im Zweiten Weltkrieg kam es zu etlichen Zerstörungen. Insbesondere das Dach
und er Turm der Kirche wurden bei Kampfhandlungen stark beschädigt. Im August
1945 wurde der Ort von zwölf polnischen Familien besetzt. Am 19. Dezember 1945
erhielten 7 Familien, die nicht bei den Russen arbeiteten, den Befahl, den Ort
innerhalb einer halben Stunde zu verlassen. Miliz sorgte dafür, dass niemand
sich dem Befehl entzog. Am 4. Januar 1947 erfolgte die Ausweisung der
restlichen deutschen Bevölkerung.
Brüggemann beschreibt 1780 das adelige Gut so: „Schweßin 1/2 Meile von Rummelsburg gegen
Osten, hat 1 Vorwerk, auf der Feldmark des Dorfs die Vorwerke Kornburg und Jacobshausen, wovon
das letzte ehemals eine Glashütte war, 1 Wassermühle, 1 Prediger, 1 Küster, 14
Bauern, 2 Halbbauern, 4 Coßäthen, 1 Krug, 1 Schmiede,
40 Feuerstelen, eine zu der Schlaweschen Synode
gehörige Mutterkirche, zu welcher die westpreußischen Dörfer Peterkow un Darsen
als vagantes gehören, Holzungen, 7 fischreiche Seen,
aus deren dreyen, Zoddel,
Marl und Depers genannt der bekannte Fluß Brahe entspringt, der durch Westpreußen fließet und gränzet an die Westpreußischen Dörfer Engsee,
Starsen und Klein Peterkow.
Auf die Bitte des Christoph Wedentedt und Paul Goteberg wurde von dem Herzoge Philipp am 6. November 1617
bewilliget, daß der Prediger zu Schwessin
den Gottesdienst zu Peterkow verrichten möge. Für die
bey dem Gute Schweßin seit
1773 für 2700 Rthlr. Königliche Gnadengelder
vorgenommene Verbeßerungen , wovon die jährlichen Einkünfte nach dem Anschlage 137 Rthlr., 1 Gr. 8 Pf. Betragen sollen, muß
eine zur Besoldung einiger Landschulmeister bestimmte jährliche Abgabe von 54 Rthlr. Von dem Besitzer dieses Guts bezahlet werden. Dieses
Massowsche Lehn, mit welchem die Geschlechter der von
Virgin und von Roggenbuck, jedoch ohne Nachteil der
von Massow, belehnet wurden, bestand ehemals aus 3 Antheilen. Ein Antheil wurde von Ewald von Manteufel am 13. Junius 1721 dem
Paul Wedig von Kameke, von diesem am 23. October 1736 dem Hauptmann Philipp Ernst von Puttkammer und von diesem am 6. April 1747 dem Mayor Ernst
Ludewig von Puttkammer verkauft, nach dessen Tode
dieser Theil am 19. April 1751 an die Witwe von Meseritz,
Dorothea Sophia von Puttkammer kam, die ihn am 21.
September 1751 dem Jacob Caspar von Puttkammer
schenkte. Der andere Theil
kam von Hans Jacob von Roggenbuck an seine Söhne
Peter August Leopold und Franz Jacob von Roggenbuck,
und nach deren Tode an den nächsten Lehnsfolger Peter
Ludewig von Roggenbuck, der sein Recht seinem Sohne,
Peter Valentin von Roggenbuck abtrat. Der dritte Theil dieses Gutsfiel nach dem
Tode des Carl Gustav von Virgin seiner Wittwe, EstherElisabeth geb. von Massow und seinen 2 Söhnen, dem Lieutenant Carl Gustavund dem Hauptmann Ernst Joachim von Virgin zu, der es
zuletzt allein bekam. Nachdem derselbe 1758 gestorben war, und seine Söhne,
sondern nur eine Wittwe und 2 Töchter hinterlaßen hatte, wurde dieser Theil
dem Peter Valentin von Roggenbuck am 11. November
1764 überlassen. Nach dem Abgange der von Virgin und von Roggenbuck
, lösete der wirkliche geheime Staats-, Krieges und
dirigierende Minister, Valentin von Massow, das ganze
Gut Schweßin ein, welches nach seinem Tode sein Sohn,
der Krieges- und Domainenrath, Friederich Ewald Ernst
von Massow besitzet. Siehe Rohr.“
Dorfplan: Wer wohnte wo in Schwessin und Umgebung? Herbert Baumann hat einen Dorfplan erstellt. Ein Besuch lohnt sich! Hier sind auch einige Fotos aus Schwessin zu sehen.
Schwessin mit Abbauten
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt
1:25.000 Nr. 2068
© Bundesamt
für Kartographie und Geodäsie
Schwessin
Nord
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 1:25.000 Nr. 2068
© Bundesamt
für Kartographie und Geodäsie
Schwessin
Süd
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 1:25.000 Nr. 2068
© Bundesamt
für Kartographie und Geodäsie
Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Kirchenbücher: Beerdigungen 1945-1946 à Archiv des
Heimatkreises.
Personenstandsregister: Verbleib unbekannt.
Gräberliste: siehe Informationen zur Familien- und Heimatforschung im Kreis
Rummelsburg in Pommern. Herausgegeben vom Arbeitskreis Familienforschung,
Heimatkreis Rummelsburg e.V. Bearbeitet von Joachim Thrun,
2000, S. 63-64
Literatur:
H.-U. Kuchenbäcker: Kirche, Kirchhof und Friedhof in Schwessin.
In: Rummelsburger Land, 1. Vj. 1999, S. 19-20
Der
Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch, hrsg. vom Kreisausschuß
des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938, neu hrsg. vom Heimatkreisausschuß
Rummelsburg, Hamburg, 1979
Der
Kreis Rummelsburg. Ein Schicksalsbuch. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuß
Rummelsburg. Bearbeitet von Hans-Ulrich Kuchenbäcker, 1985, S. 242-244
Ernst
Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur
Gegenwart, 2. Teil, Stettin, 1912
Ein
verträumtes und abseits gelegenes Dörfchen. Zwei Frauen erinnern sich an Schwessin, Kreis Rummelsburg [Edelgard Hintze geb. Prillwitz, Altschwessin und
Waltraut Hund geb. Hedtke]. In: Die Pommersche
Zeitung vom 7.9.2011. Aufgeschrieben nach Erzählungen von E. Hintze und W. Hund
von Manfred Jeschke.
Manfred Jeschke: Reise in die Heimat nach Schwessin:
Vergangenheit und Gegenwart. In: Die Pommersche Zeitung vom 4.2.2012.
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen
Zustandes des königl. Preußischen Herzogthums
Vor- und Hinterpommern, Teil 2, Band 2. Reproduzierter Nachdruck der in Stettin
im Jahre 1779 erschienenen Ausgabe. Herausgeber: Pommerscher Greif e.V.
[Home] [Geschichte][Aktuelles] [Gemeinden][Literatur] [Karten] [Genealogie] [Links]
Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 01.11.2022