Heimatkreis Rummelsburg in Pommern



Erinnerung an die alte Fachwerkkirche in Brotzen
 


Brotzen. Die Fachwerkkirche in winterlicher Umgebung. Foto:

Archiv des Heimatkreises Rummelsburg.  Erhalten von Renate Hendel

In: Rummelsburger Land, 4. Vierteljahr, 1999, S. 16-17

 

 

Die schlichte und für Pommern so charakteristische Fachwerkkirche in Brotzen steht schon lange nicht mehr. Das Bauwerk hat die erste Nachkriegszeit nicht überstanden. Wir können es nur noch auf Fotografien betrachten und nicht mehr aus eigener Anschauung beschreiben. Somit sind wir auf einschlägige Literatur angewiesen.

Julius Kothe erwähnt in „Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirkes Köslin“, erschienen 1934 in Stettin, dass die Kapelle in der 16 km nördlich von Rummelsburg gelegenen Landgemeinde Brotzen eine Tochter zu Treten gewesen sei. Er schreibt weiter: „Kleiner rechteckiger Fachwerkbau. Die Wandstiele mit den Deckenbalken mittels Kopfbändern verbunden, über der Westseite ein Dachreiter. Von der gefälligen Ausstattung des 17. Jahrhunderts wurden die Kanzel mit Deckel und Brüstungen einer Empore gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts benutzt, um einen Kanzelaltar mit rings umlaufender Empore herzustellen. Die beiden den Dachreiter tragenden Pfosten, schlicht holzgemäß behandelt, stammen noch vom ursprünglichen Bau. Die Nordostecke der Empore getragen von einer Rundsäule, ihr Kapitell dem korinthischen Steinvorbild nachgeahmt, vermutlich beim Umbau hinzugefügt.“ Außerdem berichtet er vom Vorhandensein von Zinngeräten mit Stempeln der Stadt Stolp, zwei Altarleuchten aus dem Jahre 1688 mit Stempeln des Meisters Mathias Schwahn.

Spärlich fällt die Erwähnung durch Heinrich Schulz in :“Der Kreis Rummelsburg – Ein Heimatbuch“, Stettin, 1938 aus. „Das Kirchlein in Brotzen ist ein kleiner rechteckiger Fachwerkbau mit einem Dachreiter. Ein Sakristeianbau im Osten gereicht der Gesamtwirkung nicht zur Zierde. Die Kanzel ist auch hierin die Ostempore eingebaut.“

Zu bescheidenem literarischem Nachruhm kam die Kirche durch Helmuth Hendels Erzählung „Arme Kirchenmäuse“. Wir finden diese stimmungsvolle, so recht in die Vorweihnachtszeit passende Geschichte, in der die Orgel im Mittelpunkt gestanden hat, im Sammelband „Das Jahr geht still zu Ende“. Der Titel wurde nach dem Anfang eines Kirchenliedes aus dem 19. Jahrhundert gewählt. Im „Evangelischen Gesangbuch für Brandenburg und Pommern“ aus dem Jahre 1931 steht es unter der Nummer 26. Helmuth Hendel nahm sich in seiner Erzählung die dichterische Freiheit, den Standort der Kirche in den Brotzener Ortsteil Brandheide zu versetzen, was dem literarischen Gehalt der Erzählung aber nicht zum Schaden war. Wo mag die Brotzener Kirchenorgel geblieben sein? Wurde sie zerstört, oder wurde sie an einen anderen Platz gebracht? Das wird sich vielleicht nie herausfinden lassen. Gleiches gilt für die übrige Ausstattung der malerischen Dorfkirche.

 

 

 

Kirche in Brotzen im Mai 1943.

Im Vordergrund die Sakristei. Ostansicht.
Foto erhalten von Elisabeth Fischer geb. Hendel

 


 

Literatur:
H.- U. Kuchenbäcker: Im Dorfe Brotzen stand einst eine Fachwerkkirche, in: Rummelsburger Land, 4. Vierteljahr 1999,

 

 


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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 16.04.2016