Heimatkreis Rummelsburg in Pommern



Das Gut Brünnow



Gutshaus und Wirtschaftsgebäude Brünnow am 24.11.1996
Foto erhalten von Dr. Henning Kühnel


 

Das Geschlecht  v o n   B r ü n n o w  hatte sich nach dem Dorf Brünnow im Kreis Schlawe in Hinterpommern benannt. Erster Namensträger soll ein Klaus Janigen gewesen sein, der sich, nachdem er zum Ritter geschlagen worden war, fortan Klaus von Brünnow nannte. Urkundlich ist in Brünnow im Jahr 1307 ein  H a n s  v o n  B r ü n n o w  als
G u t s  b e s i t z e r  nachgewiesen. Die durchgängige gesicherte Stammreihe begann mit Nemor von Brünnow der mit Anna Swawe vermählt war. Sein Sohn Claus tauschte im Jahr 1490 mit der Familie v. M a s s o w[1]  sein Gut Brünnow gegen das halbe Dorf Quatzow (mit der Heide Popiel) ein, das dann bis 1686 bei der Familie verblieb. Im Jahr 1842 war Trebenow im Kreis Cammin i. Pom. der Stammsitz der Familie. Die pommersche Linie wurde durch den Professor für orientalische Philologie an der Universität Heidelberg, Rudolf Ernst Brünnow (1858–1917), beschlossen, nachdem sein Sohn Erik (1899–1916) bereits ein Jahr vor ihm verstarb. Das Stammwappen zeigt in Rot drei silberne rechte Schrägbalken. Auf dem gekrönten Helm, mit roten und silbernen Decken, drei Straußenfedern, die mittlere silbern, die äußeren rot[2].

 

Besitzer war danach die Familie v. Massow, ab 1628  v.  P u t t k a m e r, seit 1655 wieder  v.  M a s s o w. 1793 wurde das Gut an Karl Friedrich Ernst  v.  W e d e l  verkauft, der es noch im selben Jahr an den Minister für Schlesien Karl Georg Grad  v o n   H o y m  weiter veräußerte. 1799 erwarb das Gut Kaspar Friedrich  v.  M a s s o w. Nachdem es 1800 allodifiziert[3] worden war, übergab er es 1801 seinem Sohn Friedrich Gustav Adolf v. Massow.  Im Jahr 1802 kaufte Karl Gustav  v.  B e l o w  das Gut Brünnow.  Im Jahre 1839 hinterließ Carl Gustav v. Below das Gut Brünnow seinem Sohn. Dieser verkaufte das Gut:

                                                  

Verkaufsanzeige[4] von Brünnow im Amtsblatt Köslin 1840:

„Das im Rummelsburger Kreise, 2 ½ Meilen von Stolp und 2 Meilen von Schlawe belegene, dem Hauptmann v. Below zugehörige Allodial-Rittergut Brünnow, nebst neu erbautem doppelten Eisenhammer, mit Saaten, Hof-, Feld- und Schmiedeinventarium, soll am 2ten März 1840, Vormittags 10 Uhr, im herrschaftlichen Hause zu Brünnow, meistbietend verkauft werden. Das gesammte Guts-Areale beträgt ca. 9520 M. Morgen und zwar: Baustellen, Gärten und Acker inclusive von 8 Buschvorwerken 1516 M., Wiesen 143 M., Torfmoore und Brücker 458, Eichen-, Buch- und Fichtwaldung 7292, Gewässer, Wege und Unland 111. Die baaren Gefälle betragen 718 rtl. und die Wasserkraft gestattet die Anlage von noch einem Hammer. Die Kaufbedingungen, Hypothekenscheine, Karte und Vermessungsregister, können jederzeit an Ort und Stelle eingesehen werden. Gatz bei Stolp, den 20 Novbr. 1839. v. Below. Im Auftrage“

 

Am 16.7.1840 kaufte das Gut der dänischen Konsul und Kaufmann Eduard August  H e m p t e n m a c h e r  in Rügenwalde[5]. Von diesem kam es am 11.01.1889 an den Konsul Eduard  J o h n  und dessen Ehegattin  M a r i e  geb.  H e m p t e n m a c h e r  und blieb in der Familie, bis es am 22.01.1933 die gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Kreises Rummelsburg zum Zwecke der Besiedlung kaufte[6]

 

Kommerzienrat Eduard August Hemptenmacher betrieb 1878 in Rügenwalde die größte Reederei Hinterpommerns mit 37 Segelschiffen und 4 Dampfern. Nach 1899 lautete die Firma auf den Namen Eduard  J o h n. Dieser besaß auch große Waldbestände, aus denen in alter Zeit das Holz die Wipper und Grabow abwärts geflößt wurde – und vermutlich die dazu gehörenden Mühlen. Eduard John, der in erster Ehe mit Luise Amalie geb. Hemptenmacher verheiratet war, soll nicht nur das Brünnower Gut verkauft, sondern auch die Reederei aufgelöst haben. Eduard John heiratete aber noch zweimal: Zweite Ehefrau war Maria Hemptenmacher, dritte Ehefrau Wilhelmine Hemptenmacher. Sohn Paul
J o h n aus erster Ehe, gest. 1926 in Rügenwalde, war mit einer Mary John (Geburtsname unbekannt) verheiratet. Tochter Blanka John, geb. 1906 in Rügenwalde, heiratete Hans Dietrich Kranitzki, geb. 1901 in Danzig[7]. Die Ehefrau des Sohnes Wolf-Dieter Kranitzki, geb. 1937 in Stolp, lässt das Hemptenmacherhaus in Rügenwalde gerade mit Hilfe der Deutsch-Polnischen Stiftung restaurieren.

 

Im Pommerschen Güteradreßbuch 1892 wird das Gut Brünnow mit den Vorwerken Rosenhof, Eichhof, Seehof, Charlottenhof, Häghof, Grenzhof und Mohrhof beschrieben: 2.379 ha, davon 492 ha Acker, 36 ha Wiesen, 168 ha Weiden und 1.683 ha Holzungen. Besitzer war Consul John, Rügenwalde. Pächter: Vandree. Extra benannt eine Ziegelei.

 

Im Pommerschen Güteradreßbuch 1905 wird das Gut Brünnow mit den Vorwerken Rosenhof, Eichhof, Seehof, Häghof, Grenzhof und Kothelow beschrieben: 2.493 ha, davon 347 ha Acker, 39 ha Wiesen, 45 ha Weiden, 2.062 ha Holzungen. Viehbestand: 33 Pferde, 139 Rinder, davon 98 Kühe, 99 Schafe und 115 Schweine. Besitzer war Maria John, Konsuls Witwe, Rügenwalde. Pächter: Hermann Vandree, Verwalter: Hermann Schmoldt, Förster.

 

Im Pommerschen Güteradreßbuch 1914 wird das Gut Brünnow mit der Försterei Rosenhof und den Vorwerken Eichhof, Brückenhof, Grenzhof, Dammkaten, Seehof, Hägehof nebst Försterei Eisenhammer und Vorwerk Ziegelei Brünnow und Kothelow beschrieben: 2.493 ha, davon 347 ha Acker, 79 ha Wiesen, 5 ha Weiden, 2.062 ha Holzungen. Viehbestand: 36 Pferde, 80 Rinder, davon 50 Kühe, 99 Schafe, 200 Schweine. Besitzer: Maria verw. John, Rügenwalde, verwalter: Salm, Administrator, Matz, Förster, Pieper, Hilfsförster.

 

In Niekammers Landwirtschaftlichem Adreßbuch Bd. I Pommern 1928 wird das Gut Brünnow mit der Försterei Rosenhof und den Vorwerken Eichhof, Brückenhof, Grenzhof, Dammkaten, Seehof, Hägehof, Försterei Eisenhammer und Vw. Ziegelei und Kotlow. Größe: 2.493 ha, davon 347 ha Acker, 79 ha Wiesen, 5 ha Weiden, 2.062 ha Holzungen. Viehbestand: 38 Pferde, 150 Rinder, davon 100 Kühe, 260 Schweine. Besitzer: Ulrich, Ursel und Blanka John in Rügenwalde. Verwalter: Lielich, Administrator. Extra benannt: Schweinezucht. – Weitere Bauernhöfe: Ernst Bartzke 22 ha, Heinrich Kuhl 28 ha, Carl Dobrunz 26 ha, Franz Mutz 22 ha, Karl Warblow 26 ha.

 

Im Jahre 1931 wurde das Gut Brünnow in 33 Rentengüter aufgeteilt. Es erfolgte die Aufsiedlung des Gutes als innere Kolonisation[8]. Es entstanden Siedler-Bauernhöfe im Dorf, einige außerhalb und die Neusiedlung mit weiteren 6 Siedlern südlich des Dorfes.

 

In Niekammers Landwirtschaftlichem Adreßbuch 1939 wird das Gut Brünnow nicht mehr aufgeführt. Als Bauernhöfe werden genannt: Ernst Bartzke 22 ha, Max Dobrunz 26 ha, Heinrich Kuhl 28 ha, Franz Mutz 22 ha, Ewald Warblow 26 ha.




 

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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 05.12.2015



[1] In: Massow, Paul Hermann Adolf von: Nachrichten über das Geschlecht derer von Massow. Berlin, Mittler, 1878.

[2] Quelle: Wikipedia

[3] Von Allodifizierung oder Allodifikation spricht man wenn ein Lehen in ein Allod, d.h. freies Eigentum, umgewandelt wird.

[4] Hinweis erhalten von Dr. Margret Ott am 29.11.2015

[5] s. Pommersche Ritterschaft am 1. Januar 1862, in: Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom 14. bis in das 19. Jahrhundert von Robert Kempin und Gustav Kratz. S. 437: „Eduard August Hemptenmacher, Commerzienrath und Konsul in Rügenwalde, Abgeordneter zum Pommerschen Provinzial-Landtage aus dem Stande der Städte. [Brünnow, 1840 gekauft für 34.000 Thlr., Ponickel 1842 gekauft für 34.000 Thlr.]“, Hinweis erhalten von M. Ott.

[6] In: Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Herausgegeben vom Kreisausschuß des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938. Neu herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg 1979, S. 145-146

[7] Ahnenliste des Wolf Kranitzki, Manuskript. Erhalten von Dr. Margret Ott am 29.11.2015

[8] Mit dem Begriff Innere Kolonisation wurde zeitgenössisch die Parzellierung und Aufsiedlung von Gütern in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere in den östlichen Provinzen Preußens, bezeichnet. Sie war eine direkte politische Reaktion auf die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in diesen Gebieten zu beobachtende Landflucht, d. h. des massenhaften Abwanderns aus dem ländlichen Raum. Die Befürworter der Siedlungsbewegung gaben der ihrer Meinung nach ungesunden Verteilung des Grundbesitzes, bei der sich ein Großteil – meist mehr als die Hälfte – des Grund und Bodens im Besitz von Großgrundbesitzern befand, die Schuld. Sie propagierten deshalb eine Verringerung des Anteils des Großgrundbesitzes und die gezielte Schaffung von bäuerlichen Familienbetrieben. 1890 gab es das Gesetz über die Bildung von Rentengütern, mit dem die Innere Kolonisation im eigentlichen Sinne begann. Da die staatliche Kommission für Westpreußen und Posen zu ineffektiv arbeitete, übertrug man deren Aufgaben in den anderen Provinzen Provinzialsiedlungsgesellschaften, die zwar vom Staat finanziert und kontrolliert wurden, sonst aber privatwirtschaftlich arbeiteten. Hierzu gehören die 1903 gebildete „Pommersche Ansiedlungsgesellschaft“.  Die Überwachung seitens des Staates übernahmen die Generalkommissionen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Durchführung der Regulierung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse gebildet worden waren. Trotzdem blieb der Erfolg bis zum Ende des Ersten Weltkriegs vergleichsweise gering. Hauptursache war, dass man bei der Überlassung von Siedlungsland auf die Freiwilligkeit der Großgrundbesitzer angewiesen war. Am 11. August 1919 erließ die sozialdemokratische Regierung unter Friedrich Ebert das Reichssiedlungsgesetz. Dadurch sollte die Bereitstellung von Land, notfalls auch zwangsweise, in größerem Maße als bisher abgesichert werden. In den Provinzen bildete man Landlieferungsgesellschaften, die mindestens ein Drittel der Fläche von Gütern mit mehr als 100 Hektar zur Siedlung zur Verfügung zu stellen hatten. Tatsächlich kam die Aufsiedlung jedoch erst rund zehn Jahre später in größerem Umfang in Gang. Begünstigt wurde sie durch die Agrarkrise ab 1929, der zahlreiche Güter zum Opfer fielen, die nun zwangsversteigert oder von ihren Besitzern verkauft wurden. Den Höhepunkt erreichte die Innere Kolonisation in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft. Die Siedler hießen jetzt Neubauern. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges endete die Innere Kolonisation.