Allgemeines:
Im Südosten des Kreises gelegen, am Oberlauf der Wipper, unmittelbar an der
seit 1920 bestehenden Grenze nach Polen (Kreis Schlochau,
Westpreußen, Gemeinde Briesen). Zwischen drei Seen (Biallensee,
Collenzsee und Bluggensee).
An der Bahnstrecke Rummelsburg-Bütow (kein eigener Bahnhof) und der Straße
Rummelsburg - Bütow, zwischen den
Nachbar-Landgemeinden Reinwasser (im Westen) und Kremerbruch
(im Osten).
Wohnplätze: Alt Wustrow, Bialenkaten, Gloddow, Neu Wustrow, Vogelsang, Wustrower Mühle
Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 1969
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt
1:25.000 Nr. 1969 Kremerbruch
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
[Zum Vergrößern anklicken.
Angaben mit freundlicher Unterstützung durch Waltraud Thalheim geb. Donner]
Einwohner 1939: Zahl der Haushaltungen: 55
Gesamtbevölkerung: 252
poln. Ortsname: Głodowo
Historische Verwaltungseinteilung:
Kreis: Rummelsburg
Regierungsbezirk: Köslin
Amtsbezirk: Reinwasser
Standesamt: Reinwasser
Kirchspiel: Waldow
Schule: Gloddow. Vor 1795 gingen die Gloddower Kinder, „wer Lust hatte“, nach Waldow zur Schule. Nach 1795 unterrichtete in Gloddow eine Witwe Kuchenbecker. 1813: 1 Lehrer und 10 Schüler. 1817 unterrichtete Schulhalter Kilian. Sein Nachfolger war der Schuhmacher Weichel, der einen Kursus des Kösliner Seminars besucht hatte. 1937: 1 Lehrer und 35 Schüler[1]. Die letzten Lehrer hießen G a d d e (er war 40 Jahre lang in Gloddow tätig[2]), G e r t h und E r d m a n n. Als letztere beiden im letzten Krieg eingezogen waren, vertrat sie Lehrer Krause aus Berlin.
Friedhof: Gloddow. Dieser muss vor März 1874 angelegt worden sein. Herbert Oldenburg hat zwischen 1934 und 1936 eine Gräberliste angelegt mit den Inschriften. Ältester Eintrag ist das Sterbedatum von Gutspächter August Schröder am 13.3.1874.
Geschichtliches:
Das Dorf wurde nach dem Jahr 1558 von den Puttkamers angelegt. Das Vorwerk Wustrow wurde später angelegt. Zu dem Gut gehörte früher
eine Wassermühle (Wustrower Mühle) und der
Holzwärterkaten (Vogelsang). Das Gut Gloddow-Wustrow
wurde 1896 in 9 Rentengüter aufgeteilt. Ein kleines Restgut
Wustrow blieb erhalten.1875 verkaufte es Theodor v.
Puttkamer an Wilhelm v. Zitzewitz-Zezenow. Von ihm
erwarb es 1878 Wilhelm Ackermann, der es bis 1945 als Restgut
betrieben hat.
Gloddow hatte einen Gasthof und eine Molkerei
(Dampfmolkerei August Bauermeister, siehe auch das Zeugnis Fritz Fenske aus dem Jahre 1931). Ferner gab es eine eigene
Schule und einen Friedhof.
Historische Bilder aus Gloddow:
|
|
|
|
|
|
|
|
Weitere Bilder aus dem alten Gloddow auf einer extra Seite. Und wie sieht Gloddow heute aus? Impressionen
aus dem neuen Gloddow und Alt Wustrow
auf einer weiteren Seite.
Aus dem Dorfgeschehen:
Die Gloddower Kinder lernten im Bluggensee
schwimmen. Im Südosten des Badesee auf Gloddower
Gemarkung befand sich ein breiter Strand, den man über den Schulz´schen
Hof erreichte. Auch bei Anglern war dieser Platz beliebt. Den Collenzsee mieden Badende, weil hier die Kühe und Schafe[3]
zum Trinken hineingetrieben wurden und die Schafe gewaschen wurden. Ihr Fell
trocknete danach im sauberen Stall und wurde dann geschoren. Der Bach, der vom
Sattlersee kommend durchs Dorf floss und dann in den Collenzsee
mündete, hatte keinen Namen. Alle nannten ihn nur „de Bäk“
(der Bach). Die Kinder fingen hier mit Körben Ukeleien
(12-15 cm lange Weißfische) und machten sich einen Spaß daraus, sie den Enten
zu verfüttern. Es gab in Gloddow zwei Zollhäuser. Das
alte stand am Weg zum Bauernhof Limberg unweit des
Bahndammes, das neue Zollhaus wurde in den 1930er Jahren erbaut und stand am
westlichen Dorfeingang südlich des Bluggensees an der
Chaussee. Die Zollbeamten sicherten die nahe polnische Grenze und verrichteten
dort ihren Dienst. In der Molkerei von August Bauermeister wurde die Milch
verarbeitet. Die Milchbauern konnte dann Tilsiter Käse und Butter zurückkaufen.
Die Ware ging ansonsten nach Rummelsburg. Auch die Milch vom Bauernhof von
Boxwertmeister Max Schmeling aus Ponickel wurde in
der Gloddower Molkerei abgeliefert. Das Notwendigste
zum Leben konnte man im einzigen Kolonialwarenladen, der sich neben dem
Gasthaus (Krug) befand, kaufen. Wie früher üblich trafen sich die Männer abends
im Dorfkrug, der übrigens alle Zeiten überdauerte und heute noch als Gebäude
steht. Auch August Bauermeister marschierte mit seinem Gehstock allabendlich der Dorfstraße entlang durchs Dorf. Herr Bauermeister hatte
den Gasthof mit Lebensmittelladen in Pacht gegeben. Er wurde erst von einer
Familie Weber geführt, die nach Stolp zogen und dann
ab Mitte des Krieges von einer Familie Bauschke, die
aus Berlin stammte.
Die Dorfbewohner hatten zum Teil verwandtschaftliche Beziehungen über die
Grenze hinweg in den ehemaligen bis 1921 deutschen und an Polen abgetretenen
östlichen Landkreis Schlochau. Man nutzte der Einfach
halber auch die grüne Grenze, um die Verwandten in Briesen und Umgebung zu
besuchen. Das wurde 1933 allerdings unterbunden und man musste seither den
offiziellen Grenzübergang bei Reinwasser benutzen. Das vermutlich älteste Haus
im Dorf war das strohgedeckte Haus von Gütz und
Lüdtke, von dem es noch eine historische Aufnahme gibt. Zur Kirche nach Waldow gab es einen ausgefahrebnen Feldweg über Neuwustrow, durch den Wald oder über Alt Wustrow, wo der Feldweg an der Mühle Steffen endete und ein
Fußweg über die Felder weiter nach Waldow führte.
Gleich hinter dem Gasthof gab es einen steilen Hügel, den die Kinder zum
Schlitten fahren nutzten. Die Abfahrt ging mit über 20 Metern Höhenunterschied
im schnellen Tempo über die Dorfstraße hinüber bis auf den zugefrorenen Collenzsee. Das Skifahren war damals noch nicht üblich. Bei
strengem Frost waren sowohl der Sattler-See als auch der Collenz-See
zugefroren und man konnte dort Schlittschuh laufen. Andere zogen hinter
einander gebundene Schlitten über den See. Außer dem Fischerboot von August Kapischke, der den See gepachtet hatte, gab es auf dem Collenz-See keine weiteren Boote. In den Seen wurden
Hechte, Barsche, Plötze und Krebse
gefangen.
Gloddow hatte eine Freiwillige Feuerwehr[4].
Das Spritzenhaus stand unweit vom Hof Blank, durch einen Ausläufer der Gyps-Wiesen getrennt, an der Straße gegenüber dem See. In
diesem Spritzenhaus wurden eine fahrbare Handpumpe, Löschgeräte, Schutzanzüge
und Herme aufbewahrt. In regelmäßigen Abständen wurden Löschübungen
durchgeführt. Brandmeister war Emil Donner. Im Gasthof fand jedes Jahr ein
Feuerwehrball statt. Es gab auch einen Schützenverein.
Regelmäßig einmal im Jahr fand auf dem Schützenplatz, unweit des Gasthofes, am
Bach in Richtung Bluggensee ein Wettschießen statt,
wo dann der Schützenkönig ermittelt wurde. Nach der Ehrung wurde im Gasthof das
Schützenfest gefeiert.
Die Wiese zwischen Blank und dem Spritzenhaus war ein Ausläufer der Gyps-Wiesen. Im letzten Jahrhundert war dort der Gypssee trocken gelegt worden. Wasserabzugsgräben teilten
die einzelnen Wiesenabschnitte, die in Puppendorf im Torfmoor endeten. Die
einzelnen Wiesenabschnitte gehörten den Bauern Blank, Donner, Häske, Hoppe und dem Besitzer von „Vogelsang“. In
mühevoller Arbeit wurden im Torfmoor Torfziegel als Heizmaterial hergestellt.
Damit wurde u.a. auch der Schulofen geheizt. Die Gloddower
heizten damit ihre Wohnstuben, da es viel kostengünstiger war als Kohle.
Man sprach im Dorf plattdeutsch, insbesondere die älteren Leute, aber die
jüngeren übernahmen die Sprache ebenfalls.
Ortsplan und Einwohner:
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt
1:25.000 Nr. 1969 Kremerbruch
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
[Zum Vergrößern anklicken,
Angaben mit freundlicher Unterstützung durch Waltraud Thalheim geb. Donner]
Familien in Gloddow:
Johann H o p p
e, Albert H o p p
e, Albert B l a n k, K r a m p
(Schuster), G ü t z, L ü d t k e und K a p i s c h k e, F u h r m a n n, Paul S c h m i d
t, M a r o t z (3 Familien), S c h u l z
(Zollhaus),
Augut K a p i
s c h k e, Baumeister S c h r ö d e r ,
Lehrer E r d m a n n
(Schule), R e i n h o l d (Müller),
Paul K r a m p (Bürgermeister), L i m b e r g, K u s i n
und H a r t k e, Albert
S t ü w e,
Alt Wustrow: S
t e f f e n
(Mühle) und D u b b e r k
e (Wohnhaus an der Eisenbahn).
Neu Wustrow: H e s k e (ledig, hatte Haushälterin[5])
W o g a t z k e und J e r e m i a s zogen schon vor 1945 weg.
Lt. Landwirtschaftliches Adressbuch der Provinz Pommern 1939: Hildegard S c h r ö d e r, Emil D o n n e r, Fritz
L i m b e r g, W i l l i A c k e r m a n n (Alt Wustrow), Kurt H a e s k e (Neu Wustrow,
s. auch oben), Eduard S c h r ö d e r
(Vogelsang)
Eine Einwohnerliste (PDF-Datei)
beschreibt immerhin 45 von 55 Familien.
Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Kirchenbücher: siehe Waldow. Verbleib unbekannt.
Personenstandsregister: siehe Reinwasser.
Personenstandsregister Reinwasser [6]: Geburten:
1874-1889, 1891-1899: Staatsarchiv Stolp, Geburten
1904-1945: Standesamt Rummelsburg; Trauungen: 1874-1884, 1886-1899 à
Staatsarchiv Stolp, Trauungen 1911-1920, 1923-1938:
Standesamt Rummelsburg; Sterbefälle: 1875-1883, 1885-181888, 1890-1899:
Staatsarchiv Stolp, Sterbefälle 1900-1945: Standesamt
Rummelsburg.
Mikroverfilmungen:
FHL INTL, Film 1201426 Items 7-8: Standesamt Reinwasser: Geburten 1874,
Trauungen 1875
FHL INTL, Film 1618407: Standesamt Reinwasser: Geburten 1875-1879, Sterbefälle
1875-1878, Trauungen 1876-1884, Geburten 1879-1882
FHL INTL, Film 1618408 Item 1: Standesamt Reinwasser: Sterbefälle 1879-1884.
Gräberliste Herbert Oldenburg (1934-1936):
Bauschke, geb. Treptow, Caroline (*11.10.1854, +
8.3.1907); Bauschke, Karl (Pächter) (*24.8.1842, +
3.1.1906); Burzlaff geb. Greifendorf,
Ernestine (*1825, + 1893); Dargatz, Lebrecht
(*31.05.1935, + 13.05.1909); Dargatz, geb.
Gildemeister, Philippine (*22.11.1824, + 14.01.1905); Fach, Ferdinand
(*27.2.1823, + 13.11.1896); Fach, geb. Lübeck, Johanna (*9.3.1882, + 6.8.1910);
Gorband, Friedrich
(Büdnersohn, *19.7.1879, + 11.12.1910); Greifendorf, Ernst (*2.1.1893, + 2.12.1912); Gütz, Ludwig (Altsitzer,
*15.12.1825, + 18.2.1902); Hoppe, Johann (Rentengutsbesitzer, *9.5.1842, +
24.5.1911); Jaeckel, Theodor (Mühlenbesitzer aus Börnen,
*24.1.1839, + 21.2.1907); Kramp, Albert (Eigentümer, *15.7.1845, + 21.12.1910);
Kroggel, Auguste (*16.6.1889, + 4.9.1911); Krüger,
Ferdinand (Invalide, *28.1.1841, + 26.10.1897); Pioch, Hermann (Stellmacher,
*24.101844, +10.7.1899); Pioch, Hermann (3.6.1877, +27.3.1903); Rutz, Wilhelm
(*7.6.1887, + 7.3.1904); Schröder, August (Gutspächter, *25.11.1821,
+13.3.1874); Schröder, geb. Schulz, Caroline (*15.4.1831, +26.01.1906);
Schröder, geb. Warmbier, Emilie (*29.10.1859, +10.5.1933); Schröder, Hermann
(Rentengutbesitzer, *9.3.1845, +2.1.1906); Schröder, Hulda (*27.2.1845,
+6.10.1910); Schröder, Johann (*6.11.1832, +20.5.1900); Schröder geb. Melchert,
Wilhelmine (*23.12.1828, +6.8.1914); Thiede, Franz Rudolf (*21.2.1888,
+5.6.1914); Trapp geb. Schröder, Johanna (*9.7.1834, +14.12.1900); Wachholz
geb. Haß, Wilhelmine (*18.11.1835, +17.11.1913).
[Home] [Geschichte] [Aktuelles] [Gemeinden] [Literatur] [Karten] [Genealogie] [Links]
Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 09.03.2019
[1] Tribbensee, Friedrich: Schulwesen. In: Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch, Herausgegeben vom Kreisausschuß des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938, neu herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg 1979., S. 537: C. Aus der Gloddower Schulchronik und S. 546.
[2] s. Auszug aus der Gloddower Schulchronik im Band I Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch, S. 537–541
[3] Nach Erzählung von Waltraut Thalheim geb. Donner (*1926), deren Großvater Karl Jeremias in Gloddow Schäfer war.
[4] Angaben von Waltraut Thalheim geb. Donner.
[5] Nach Angabe von Hildegard Schmidt und Fr. Thalheim geb. Donner.
[6] Die Angaben geben den Stand im Jahre 2000 wieder. In: Informationen zur Familien- und Heimatforschung im Kreis Rummelsburg in Pommern. Herausgegeben 2000 vom Arbeitskreis Familienforschung im Heimatkreis Rummelsburg e.V. Bearbeitet von Joachim Thrun.