Die Pfarrkirche von Groß Schwirsen
Altar der Kirche in Groß Schwirsen[1]
Foto: Włodimierz Bartkowiak (†)
Historische Inschriften (Bibelverse):
Oben: Der Herr ist mein Hirte[2]
Unten: Kommet her zu mir alle,
die ihr mühselig und beladen seid;
Ich will Euch erquicken[3]
Schon in der katholischen Zeit hat es in Groß Schwirsen eine Kirche gegeben, einen eigenen Pfarrer hatte die Gemeinde damals allerdings noch nicht. Die Kirche war Tochterkirche von Pritzig, der Pleban, d.h. Leutepriester von dort hielt die Gottesdienste ab. Im Jahre 1534 bekannten sich die Herzöge von Pommern zum evangelischen Glauben und bald darauf wurde auch in Groß Schwirsen die Reformation eingeführt.
Leonhard Gastmeister war der letzte Pfarrer von Pritzig, der die Gemeinde von Groß Schwirsen versah.
28.10.1576 |
Daniel Papke wird der erste
Pfarrer von Groß Schwirsen. Pfarrhaus, Pfarrgehöft
und Pfarracker fehlten noch, der Pfarrer mußte
anfangs in das Backhaus des Herrn Ballentin von Massow einziehen. |
1598 |
Eine neue Kanzel und ein neuer
Altar für 25 Gulden werden angefertigt. |
1606 |
Pfarrer Papke zieht "wegen dringender
Not und Armut" nach Schlawe und wirkt dort
fortan als Lehrer. Die Kirche war in einem schlechten Zustand. Es fehlten die
Kanzel, die Bänke, gering und schlecht war der
Altar, die Glocke zerbrochen, die Kirche ein verfallenes Lehmfachwerkgebäude mit
Stroh gedeckt. Ein Dachreiter, in dem die Glocke hing, ersetzte den Turm. |
1618-1648 |
Während des 30-jährigen Krieges
herrscht Armut und Not, an Kirchenbauten konnte man nicht denken. |
1668 |
An Kirchengerät sind vorhanden:
Ein Meßgewand, ein Hemd, zwei Altarlaken, eine rote
Altardecke, zwei Sprett Tücher mit goldenen
Spitzen, Zwei mit Gold, Silber und Seide genähte Tücher, eine Weinflasche aus
Zinn, zwei eiserne Leuchter. Aus dieser Zeit stammt auch der vergoldete Abendmalskelch, der bis Anfang des 20. Jh. im Gebrauch
war. Die Widmung auf der dazu gehörenden Patene lautet: "A. M. Hans Lettowen Naghelatene Wedewe Heft Dith Ghegeven" David Lettow erhält von den übrigen Patronen die Erlaubnis, sich außer einem Gestühl auch ein Begräbnis in der Kirche zu bauen. Die Lettows hatten ein Gewölbe auf der Nordseite unter dem Klein Schirsener Patronatsgestühl, ein Lettow ist auch auf der anderen Seite beerdigt worden. Die letzte Beisetzung hat 1782 stattgefunden. Vor und hinter dem Altar wurden die von Massows beigesetzt. |
1670 |
Beginn des Totenregisters der
Kirchenbuchaufzeichnungen. |
23.5.1681 |
Zum erstenmal
wird aus der messingnen Taufschüssel, auf deren
Boden sich ein Bild des Sündenfalls befindet, getauft, und zwar "des Caffschen Schäfers Patrotzen Töchterlein Maria". |
1705 |
An der Kirche wird ein neuer, der
jetzige Turm, mit "eichenem Spohn" gedeckt, angebaut. 2 Glocken
waren in demselben. Die Inschrift auf einer zinnenen Tafel, eingelegt in den
an der Turmspitze befindlichen Knopf, ist uns bekannt, sie lautet, aus dem
lateinischen übersetzt: "Im Jahre Christi des Heilandes 1705 ist der
Turm der Kirche zu Gross-Schwirsen erbauet worden.
Zwei neue Glocken werden beschafft. |
1710 |
Die Kirche wird erbaut, Eichenholz
in Fachwerk gemauert mit Ziegeldach. Auch das Innere wird neu hergestellt,
neue Stühle, neue Chöre, eine neue Kanzel angefertigt. Der Altar wird in die
neue Kirche übernommen. |
1723 |
Verabredung über die Verteilung der
Sitzplätze in der Kirche wird getroffen: Der Kirchenvorsteher behält seine
Bank, den Herren von Massow zu Groß Schwirsen auf dem großen und dem kleinen Hof werden die
erste Bank auf beiden Seiten eingeräumt, während in den anderen Bänken
"beide hohen adeligen Geschlechter", die von Massows
und die von Lettows der Reihe nach folgen
sollen. |
1730 |
Die beiden zinnenen Leuchter
werden erwähnt, die bis Anfang des 20. Jh. auf dem Altar standen, ein rotes
und ein weißes Kelchtuch, zwei rote Tücher, die bei der Kommunion gebraucht
werden und auch das Meßgewand von 1668 ist damals
noch vorhanden.
Die Chöre waren wie folgt verteilt: auf der Südseite die Gestühle der von Massows, auf der Nordseite die der von Lettows, links vom Altar die Besitzer von Groß Schwirsen und Mallenzin, rechts der von Gadgen, rechts vom Orgelchor die Besitzer von Kaffzig und Papenzin, links die von Klein Schwirsen und Bial. |
1733 |
Im Visitationsprotokoll findet
sich folgende Anordnung: "Wer von den gemeinen Leuten lesen kann, soll
in ihren Bänken voranstehen" und diese: "In die dritte Frauenbank
gehören die Kirchenvorsteher-Weiber und die Priestermägde und sonst
niemand". |
1754/1755 |
Das Innere der Kirche erhält
weiteren Schmuck. Dorothea Elisabeth von Massow,
geb. von Natzmer schenkte den Kronleuchter vor dem
Altar, ließ den neuen Altar aufrichten, Gestühl, Kanzel, Beichtstuhl und
Bänke anmalen. |
1755 |
Auf der Kirche wird eine neue
Turmspitze angebracht. |
1771 |
Es erfolgt im Visitationsprotokoll
die Anordnung, daß die Kirchenvorsteher auf die
Bank der herrschaftlichen Bediensteten und auf die Predigerbank Acht geben
müssen, damit niemans anders dort Platz nimmt und
die, die hineingehören, nicht verdrängt werden. In der Predigerbank haben die
Frau und Tochter des Küsters nebst des Pastors Dienstmädchen und Frau eine
Freiheit, zu sitzen. |
29.11.1777 |
Die größere der beiden Glocken
wird wegen eines Sprunges umgegossen und wieder aufgehängt. Die Inschrift um
den Kranz lautet: "Goss mich J. M. Meyer von Neuen Stettin in Schlawe, Anno 1777. Die Herren Patronen G. C. v. Massow, G. C. v. Lettow, W. G.
v. Lettow, P. F. v. Massow,
G. v. Lettow, P. G. v. Froreich,
A. Fiddechow, Pastor" |
1867 |
Der Kirche wird
der Tauftisch mit schwarztuchener Decke und zwei gußeiserne
Altarleuchter geschenkt. |
1884 |
Der Turm wird massiv untermauert. |
1890 |
Die kleine Glocke fällt herunter
und wird in Danzig umgegossen, eine Inschrift fehlt. |
1892 |
Die jetzige Orgel wird von dem
Orgelbaumeister Völkner in Dünnow
neu gebaut und kostet 1800 Mark. |
1897 |
Der Kirche werden vom Vater des
Pastors Schwantes die silberplattierte Taufkanne,
Weinkanne und Ciborium geschenkt, im selben Jahr
erhält die Kirche eine schwarzsamtene Altar-, Kanzelpultdecke. |
1901 |
Baron von Massow
aus Mallenzin stiftet das Altarbild, ein Stich
Leonardo da Vincis Abendmahl. |
1902 |
Frau von Massow,
Groß Schwirsen, stiftet das Kreuz am Altarblatt |
1902/1903 |
Ausbesserung des Dachstuhles, Umdeckung des Kirchdaches, Ausbesserung des Feldsteinpflasters
durch Dielen. Emporen, Altar und Kanzel werden weiß gestrichen, die Treppen
an den Ausgängen erneuert. Das Schindeldach wird nach 200 Jahren neu gedeckt. |
1903 |
Patron von Massow
aus Groß Schwirsen stiftet eine Altar-, Kanzelpult-
und Tauftischdecke. Aus freiwilligen Beiträgen wird außerdem ein zweiter
Kronleuchter angeschafft. |
1904 |
Durch Patron von Massow werden die 4 Liedertafeln gestiftet. |
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Alle Angaben entnommen dem Monatsblatt der evangelischen Kirchengemeinde Groß Schwirsen, Zeitschrift von 1.1905 bis 10/11.1908, Herausgeber: Pastor Wilhelm Busch, Selbstverlag, Druck: Otto Hasert, Rummelsburg in Pommern.Dank gilt Andreas Freter, der das Monatsblatt der evangelischen Kirchengemeinde Groß Schwirsen in der UB Greifswald entdeckt hat.
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Erstellt von Jürgen Lux. Letzte Aktualisierung: 15.06.2016
[1] Erhalten von H.U. Kuchenbäcker, Ehrenvorsitzender des Heimatkreises Rummelsburg e.V.
[2]
Der gute Hirte: Psalm 23
Der HERR ist
mein Hirte,
mir wird nichts
mangeln.
Er weidet mich
auf einer grünen Aue
und führet mich
zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich
auf rechter Straße
um seines
Namens willen.
Und ob ich
schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich
kein Unglück;
denn du bist
bei mir,
dein Stecken
und Stab trösten mich.
Du bereitest
vor mir einen Tisch
im Angesicht
meiner Feinde.
Du salbest mein
Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
[3]
Matthäus 11, 28 - 30
Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen
seid;
ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und
lernt von mir;
denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig;
so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
Dieser Satz ist ein Kernsatz dafür, wie
Jesus sich selbst versteht: er ist besonders für alle da, die es im Leben
schwer haben und möchte ihnen Gutes tun. Als Taufspruch eignet er sich daher
besonders für alle, die es nicht leicht haben im Leben, vielleicht aufgrund
einer Behinderung, einer Krankheit oder schwieriger Lebensumstände. Jesus
verspricht ihnen nicht, ihre Schwierigkeiten wegzuzaubern, aber er verspricht
ihnen, für sie da zu sein und ihnen ihre Last zu erleichtern und ihnen gut zu
tun.