Heimatkreis Rummelsburg in Pommern



Das Gut Groß Volz

 

Wer das Gut Groß Volz für die Massowsche Familie erworben hat, kann mit letzter Sicherheit nicht gesagt werden, da in den Unterlagen wiedersprechende Angaben enthalten sind. So wird einmal angegeben, daß Jakob (A 29) Groß Volz von zwei Brüdern 1662 (?) v. Lettow kaufte, während es an anderer Stelle der Unterlagen heißt, daß dessen Sohn Jakob (A 55) das Gut 1682 (?) von zwei Brüdern v. Lettow erworben haben soll. Die Wahrheit mag wohl darin zu sehen sein, daß Jakob (A 29) erste Anteile an Groß Volz erwarb und dann sein Sohn Jakob (A 55) weitere Anteile hinzukaufte, was zur damaligen Zeit üblich war.

Der Sohn Jakobs (A 55), Kaspar (A 82), kaufte von Ludwig (D 25) 1706 den vierten Anteil von Groß Volz, hatte aber keine männlichen Nachkommen. Nunmehr wechselten Anteile an Groß Volz mehrmals den Besitzer. Einige Anteile blieb aber immer in Massowschem Besitz. So wird erwähnt, daß Christian Lorenz (A 89), Sohn des Jürgen (A 57), einen Teil von Groß Volz kaufte. Obwohl Christian Lorenz vier Söhne hatte, scheint Groß Volz nicht an sie vererbt worden zu sein, oder es ist von ihnen verkauft worden, denn als nächster Besitzer von Anteilen an Groß Volz wird Otto Rüdiger (D 24) genannt.

Aber erst sein Enkel Kaspar Otto (D 51) vereinigt den ganzen Besitz an Groß Volz in seiner Hand.  Genaue Zeitangaben, wann der Besitzwechsel jeweils erfolgte, sind jedoch nicht vorhanden. Noch zu seinen Lebzeiten übergab Kaspar Otto Groß Volz an seinen älteren Sohn Hans (D 56), der seinen Besitz aber sehr bald seinem jüngeren Bruder Wilhelm (D 58) überließ.

1867 erbte dessen älterer Sohn Otto (D 65) Groß Volz, von dem dann 1895 wiederum dessen Sohn Wilhelm (D 70) Groß Volz übernahm.

Am 1.11.1935 übergab Wilhelm Groß Volz an seinen jüngeren Sohn Rüdiger (D 78), der das Gut dann bis zum Einmarsch der Russen bewirtschaftete.

Gutsbeschreibung

Groß Volz lag 125 m über dem Meeresspiegel auf dem baltisch-uralischen Höhenrücken im Regierungsbezirk Köslin, im Kreise Rummelsburg. Erreichbar war es über 4 Straßen und zwar von Rummelsburg (4 km), Bublitz (22 km), Kamnitz (4 km) und Klein Volz (2,5 km). Seine landwirtschaftlichen Flächen sind als hügelig, zum Teil sogar bergig zu bezeichnen, weshalb der Weizenanbau der Höhenlage wegen (Auswinterungsgefahr) unrentabel war.

Auf der 455 ha großen landwirtschaftlichen Fläche wurden Winterroggen, Sommergerste, Hafer, Gemenge und Kartoffeln angebaut. 25 ha waren allein der Saatzuchtvermehrung von Kartoffeln vorbehalten.

Auch zu Groß Volz gehörte eine Brennerei mit 78 LW Brennrecht. Dort und in der Schweinemast wurden die meisten Kartoffeln verbraucht. Die sehr gut aufgebaute Rinderherde hatte einen Endbestand von 75 Milchkühen und 50 Stück Jungvieh. 300 Merino Fleisch- und Wollschafe sowie 480 Schweine (veredeltes Landschwein) ergänzten den Viehbestand. Darüber hinaus waren noch 55 Stück Rindvieh der Deputantenarbeiter zu Lasten des Gutsbetriebes zu erhalten.

Weit über seine Grenzen hinaus war Groß Volz wegen seiner ausgezeichneten Privathengststation bekannt, zu der zwei eigene Deckhengste (Hannoveraner) und 21 eingetragene Zuchtstuten, von denen 6 mit Staatsprämien ausgezeichnet waren, gehörten.

Durch die großen zusammenhängenden angrenzenden Wälder hatte Groß Volz einen außergewöhnlich guten Wildbestand. Der Groß Volzer Abschußplan eines Jahres lautete etwa: Rotwild: 40b Stück, Rehwild: 45 Stück, Sauen: ca. 60 Stück. Außerdem noch ca. 100 Hasen und 100 Enten. Das Röhren der Hirsche konnte man ausgezeichnet vom Hause aus hören.

Auszug aus dem Güteradreßbuch Pommern1939: Besitzer: Rüdiger v. Massow; Größe 1.103 ha; Pferde: 30; Rindvieh: 105; Schafe: 300; Schweine: 280.

Gutshaus

Zum Gut gehörten zwei Gutshäuser. Das große Gutshaus, in dem noch die Eltern des letzten Besitzers bis zur Vertreibung wohnten, war ein von der Witwe des Otto Karl August (D 65) errichteter Fachwerkbau, an dem im Laufe der Jahre immer wieder angebaut worden war.


Gutshaus Gr. Volz vor 1945.
Foto erhalten von Ada v. Hahn geb. v. Massow


Gutshaus Gr. Volz vor 1945.
Foto erhalten von Ada v. Hahn geb. v. Massow


Gutshof mit Blick nach Norden vor 1945.
Foto erhalten von Ada v. Hahn geb. v. Massow


Gutshof mit Blick auf das Gutshaus. Rechts das Backhaus.
Foto erhalten von Ada v. Hahn geb. v. Massow

 

 

Dieses Haus hatte fünf Wohnzimmer, ein Esszimmer, drei Schlafzimmer, sieben Fremdenzimmer und die Wirtschaftsräume mit Unterkünften für das Personal.

In einem der Zimmer hing das Bild von Ludwig v. Massow (A 130). Der Park, der sich an den See lehnte, war zu einem Teil mit großen, alten Buchen bestanden. Durch ihn führten Wege mit Sitzgelegenheiten zu einem Krocketplatz[1] und einem schönen Badehäuschen mit Sprungbrett und der in das Ufer eingegrabenen Bootsanlegestelle.

Die andere Seite des Parks, die dort bis zur Brennerei reichte, war 1935 wegen Überalterung der Buchen und Eichen abgeholzt, jedoch mit verschiedensten Laub- und Nadelholzarten wieder aufgeforstet worden.

Das kleine Gutshaus enthielt zwei Wohnzimmer, ein Esszimmer, zwei Schlafzimmer, ein Kinderzimmer und zwei Fremdenzimmer. Dieses kleine Gutshaus war ursprünglich das Beamtenhaus, das sich der letzte Besitzer für eigene Zwecke modern ausgebaut hatte..

Vor dem großen Gutshaus lag rechteckig der Hof, an dessen Ende ein See grenzte, der die Gebäude, Hof, Garten und Park halbkreisförmig umschloß. Somit lag Groß Volz praktisch auf einer Halbinsel. Eine in dem See gelegene, sehr hübsche Insel wurde von Kaspar Otto (D 51) als Garten genutzt; hier war auch ein massives, achteckiges Teehäuschen errichtet worden, in welchem während der Sommermonate bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges ab und zu 12 bis 16 Personen Tee trinken konnten.

Kurt von Massow, 1984


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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 24.01.2016



[1] Croquet (auch Crocket bzw. dt. Krocket) ist eine Präzisionssportart, bei der es das Ziel ist, farblich markierte Bälle mit hammerförmigen Schlägern, genannt Mallets, in vorgegebener Reihenfolge durch Tore, in der Regel U-förmig gebogene Drahtbügel, zu stoßen. Quelle: Wikipedia.