Heimatkreis Rummelsburg in Pommern



Die beiden Kirchen in Lubben


 

Auf dem Kapellenberg befand sich in alten Zeiten eine Kirche oder Kapelle und ein Friedhof. Wann und von wem diese errichtet worden ist, darüber haben wir keine verlässliche Kunde. Diese hatte auch nach dem Neubau am Fuße des Berges die Zeiten überstanden. Heute existieren nur noch Ruinenreste der einstigen 5,60 m x 5,85 m großen Kapelle, die noch 1935, nach anderen Angaben 1938, ein neues Blechdach erhalten hatte. Auf dem noch zu erkennenden Berg-Kirchhof mit einer Abmessung von 7,10 x 8 Metern steht noch heute eine 300 Jahre alte Linde mit einem Stammesumfang von 3 ¾ Metern. Alte Lubbener erinnern sich noch an eine Grabplatte aus dem Jahre 1780, die dort oben vorhanden war. Diese und weitere Grabsteine sollen 1969 entfernt worden sein. Siegfried Weiß (1932-2016), gebürtiger Lubbener, setzte sich viele Jahre lang engagiert  für die fachgerechte Rekonstruktion dieser vermutlich ältesten Kirche im Heimatkreis Rummelsburg ein.
Laut Siegfried Weiß soll die Kirche auf dem Kapellenberg (andere nennen ihn Fichtberg) in der Zeit zwischen 1380 und 1400 erbaut worden sein. Die Kirche diente der damaligen katholischen vorwiegend pomoranisch-kaschubischen Bevölkerung als Gotteshaus. Um die Kirche herum lag der erste Friedhof. In dieser Zeit waren Alt Kolziglow und Lubben als Dörfer noch nicht gegründet. Von Pollnow aus (damals gab es schon die Kapelle auf dem Heiligen Berg), dehnte sich das Christentum in Richtung Bütow aus. Lubben liegt genau auf dieser Linie. Auf dem Kapellenberg soll im Mittelalter auch Recht gesprochen worden sein. Dazu versammelten sich dort Schöffen aus den umliegenden 13 Dörfern[1].

 



Rekonstruktionszeichnung der Kirchenruine auf dem Kapellenberg in Lubben.
Zustand Anfang der 1930er Jahre.
Erhalten 2005 von Siegfried Weiß, früher Lubben

 

 
Das in den 1930er Jahren mit Holzschindeln (Größe ca. 100 x 250 x 10 mm) gedeckte Dach der Kapelle auf dem Fichtberg, das mit einer dicken Moosschicht bedeckt war, erhielt Mitte/Ende der 1930er Jahre ein verzinktes Blechdach. Dieses ist dann 1958 verschwunden. Mit dem Dach verschwanden auch die imprägnierten Holzbalken (7 m lang, 100 x 150 mm stark). Schon vor dem Krieg gab es keine Fenster mehr, allerdings war der Eingang von einer 100 cm hohen Eisentüre verschlossen, die gleich nach 1945 verschwand. Die Kapelle muß mindestens bis 1635 als Kirche für die Lubbener gedient haben, denn erst dann wurde die Kirche unten im Dorf erbaut. Im Jahre 1947 hat Siegfried Weiß unweit der Kapelle oben auf dem Kapellenberg eine mächtige Steinplatte (ca. 200 x 100 cm) gefunden, an deren Aufschrift er sich aber nicht mehr erinnern konnte. Es muß sich aber um eine Grabplatte gehandelt haben. Die Jahreszahl 1780 war dort zu lesen, nicht der Name von Puttkamer. Diese Grabplatte ist heute verschwunden. Damals war der Friedhof dort oben also noch belegt und die Kapelle hat mutmaßlich noch als Grabkapelle gedient. Das ist einleuchtend, denn es wird wohl niemand und zu keiner Zeit eine schwere Grabplatte von unten auf den Kapellenberg geschleppt haben.
Den Kindern in Lubben wurde in den 1930er und Anfang der 1940er Jahren nichts über die frühere Kapelle auf dem Fichtberg erzählt. Entweder hatten die Lehrer von der Existenz der Kapelle keine Ahnung oder sie wollten die katholische und pomoranisch-kaschubische Geschichte der Kapelle nicht thematisieren, da es nicht zum damaligen Zeitgeist passte. Die Dorfbewohner wussten auch kaum etwas von der Geschichte. Bis etwa 1933 versammelte man sich in der Walpurgisnacht auf dem Fichtberge zum Maisingen[2].

 

 



Tafel an der Ruine der historischen Kapelle in Lubben (Łubno) im Jahre 2010. Foto: Jürgen Lux
Weitere Fotos auf der Lubbener Indexseite.

 

 

Der bewaldete Kapellenberg bildet einen malerischen Hintergrund für die Fachwerkkirche in Lubben. Erbaut wurde die Kirche, die niemals einen eigenen Turm besaß, während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) nachdem Herzog Bogislaus XIV. dazu am 8. November 1635 die Genehmigung erteilt hatte. Lubben gehörte wie Alt Kolziglow, Waldow und Zettin um 1710 zum kassubischen District in der Stolpischen Synode.

Schon 1711 waren Wiederherstellungsarbeiten erforderlich  und schließlich kam vor gut 150 Jahren ein verbreiteter Anschlussbau nach Osten hinzu.
Im Jahre 2003 wurde der Westgiebel der Fachwerkkirche erneuert. An den übrigen drei Seiten wurden die Schwellenbalken und die unteren Enden der senkrechten Balken ausgebessert. Im Jahre 2005 fanden Innen-Renovierungsarbeiten statt.

 

Fachwerkkirche Lubben
Aufnahme aus den 1930 er Jahren
Quelle: Landesarchiv Greifswald, Rep. 55 Nr. 52/29[3]

 


Fachwerkirche Lubben mit Kirchhof
Aufnahme aus den 1930 er Jahren
Quelle: Landesrchiv Greifswald, Rep. 55 Nr. 52/28


Lubben – Kanzelaltar
Aufnahme aus den 1930 er Jahren
Quelle: Landesrchiv Greifswald, Rep. 55 Nr. 30

 

Mit dem Bau der Kirche hatte die Kapelle auf dem Berge als Gotteshaus zwangsläufig ausgedient, allerdings nicht der Kirchhof neben ihr, mit Abmessungen von 7,10 m x 8 m, innerhalb einer Mauer aus Findlingen. Für ihn wird es auch nach dem Kirchenneubau und der Begründung eines neuen Kirchhofes eine längere Übergangszeit gegeben haben.

Bis zur Anlage des Friedhofes am Weg nach Lindenbusch, vermutlich um die Mitte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, diente dann der „Neue Kirchhof“, östlich der heutigen Kirche gelegen, als Begräbnisstätte. Sowohl auf dem Alten Kirchhof auf dem Kapellenberg, als auch dem neuen hinter der Kirche, sind Grabmäler oder Grabfragmente nicht mehr vorhanden.

 


Die Lubbener Kirche 2003. Foto: Jürgen Lux

 


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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 24.09.2016

 



[1] Mitteilung der Tochter des Kirchenvorstands in den 1930er Jahren (Name ist dem Autor dieses Beitrages bekannt) an Siegfried Weiß, weitergeleitet in einem Telefonat am 9.3.2005 an den Autor.

[2] Ruinenreste auf dem Kapellenberg in Lubben. In: Rummelsburger Land, 8. Jahrgang, 1. Vierteljahr 2001, S. 14-15, Schriftleitung: Hans-Ulrich Kuchenbäcker

[3] Mit freundlicher Genehmigung des Landesarchivs Greifswald vom 13..9.2016