Die Schulchronik[1] der Volksschule Neufeld in
Pommern von 1916 bis Februar 1945 ist erhalten geblieben. Sie ist von Anfang
bis zum Ende in deutscher Schreibschrift verfasst. Die nachfolgenden
Informationen stammen aus dieser Schulchronik.
In der Volksschule Neufeld, die ganz
im Osten des Kreises Rummelsburg, direkt an der Grenze zum Kreis Bütow gelegen
war, waren Kinder aus beiden Landkreisen offiziell eingeschult.
Sie wurde 1906 gebaut. Die erste Lehrerstelle erhielt Lehrer Paul B l o c k, der mit dem Schreiben der Chronik
begann. Nach seiner Versetzung folgte Lehrer Alexander K u s e n a c k, der 1936
von Lehrer Willi L a n s d o r f f abgelöst wurde.
Nach seiner Einberufung im April 1943 wurde seine Nachfolgerin Fräulein
Elisabeth S c h n a r k o w s k i,
welche die Lehrerstelle bis
zur Vertreibung hatte.
Ehemaliges Schulhaus im Jahre 2016. Foto: Robert Medel, Neufeld/Zagony
Durch Kriegseinwirkung 1945 (Brand) wurde der erste Teil der Chronik (1906 bis 1916) vernichtet. Lehrer Lansdorff hat den zweiten Teil (1916 bis 1945) gerettet.
Im 1. Weltkrieg gefallen sind bei den Kämpfen bei Gumbinnen am 20. August 1914 Karl G o h r k e , Sohn des Rentengutsbesitzers Hermann Gohrke in Karlsruh und im Sommer 1916 Eduard B a n d e m e r, Sohn des Altsitzer Eduard Bandemer.
Am 7.4.1916 fand in der Schule eine
Hindenburgfeier statt. Gefeiert wurde dessen Goldenes Militärjubiläum. Vor 50
Jahren war der Generalfeldmarschall in das Preußische Heer eingetreten.
„Durch Darbietung von Gedichten durch die Kinder wurde die Feier verschönt. Mit
einem Dankgebet und einer Fürbitte, daß Gott uns
unseren Hindenburg erhalten möge, wurde die Feier geschlossen.“
Die Schülerzahl am 1.11.1916 betrug: Oberklasse:33, Mittelklasse: 28, Unterklasse: 51, zusammen 112. (Neuhütten 33, Neufeld: 79).
Am 1.12.1916 fand eine Volkszählung statt. Es wurden gezählt:
Neufeld: Männliche Personen: 67, weibliche Personen:
70, zusammen 137
Charlottenthal: Männliche
Personen: 75; weibliche Personen: 90, zusammen 165.
Antonswalde: Männliche Personen: 15; weibliche Personen: 17, zusammen: 32.
Summe: Männliche Personen: 157, weibliche Personen: 177, zusammen 334.
Die Schülerzahl am 1.5.1917 betrug: Oberstufe: 37, Mittelstufe: 25, Unterstufe: 53, zusammen 115. Neufeld: 79, Neuhütten: 36,
Dem Bekenntnis nach waren von den 116 Schülern (Stichtag: 10.5.1917) 107 Evangelisch, 3 Dissidentisch, 5 Katholisch.
Im Sommer 1917 hatten die Bewohner in den Gemeinden Neufeld und Neuhütten 14 Großstadtkinder aus Neukölln und Mülheim an der Ruhr aufgenommen, die kurze Zeit auch die Schule besuchten.
Am 1.9.1917 Feier des Sedantages[2] in der Schule.
Am 24. Dezember 1918 fand in der Schule eine Weihnachtsfeier statt, bei welcher die Kinder unter anderem die Festspiele: „Die Hirten auf dem Felde“ und „Die Hirten in Bethlehem“ aufführten. Es waren die Angehörigen der Kinder erschienen, und die Schulstunde war bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch in den folgenden Jahren fanden am 24.12.Weihnachtsfeiern in der Schule statt.1925 wirkte der örtliche G e s a n g v e r e i n mit. Die Weihnachtsfeiern wurden in späteren Jahren (seit 1927) von der Schule in die Neufelder Gaststätte von Frau Köhler verlegt. Die Feier bestand aus Theaterstücken, Gesangsvorträgen und Gedichten.
Die Schülerzahl am 1.5.1932 betrug 72:
Neufeld: 50, Neuhütten: 22. Die Schüler aus der Gemeinde Neuhütten-Poramben,
die bisher gastweise die Schule in Lindenbusch besuchten, wurden endgültig dem
Gesamtschulverband Lindenbusch überwiesen. Am Neufelder Schulgehöft wurde im
Frühjahr 1917 auf der Ostseite ein 2 ½ m hoher Bretterzaun und auf der
Südostseite ein 1 m hoher Drahtzahn gebaut und Verschönerungsarbeiten
durchgeführt.
Am 4.3.1933 wurde aufgrund einer Verfügung des Schulrats die Gemeinde in die
Schule eingeladen, um dort eine Rede des Reichskanzlers anzuhören, die im
Rundfunk übertragen wurde. 50 Personen waren der Einladung gefolgt.
Am 5.3.1933 fanden Reichs- und Landtagswahlen statt. Die Wahlergebnisse in der Gemeinde sollen folgende gewesen sein: Reichstagswahl: NSDAP 137 + 35 Kampf-Front. Landtagswahl: Kampf-Front 35 + 137 NSDAP schwarz-weiß-rot. Auf Befahl der Reichsregierung fiel am 8. März der Unterricht aus. Seit dem 5. März wehten neben der Fahre schwarz-weiß-rot überall im Land, auch an den Schulen, die Hakenkreuzfahnen.
Gasthaus
mit Festsaal (oben) und Schule Neufeld.
Erhalten von Robert Medel, Neufeld/Zagony.
Nach
1945:
1946: Im ehemaligen Gasthaus wurde ein Lebensmittel-
laden eingerichtet. Inhaber: Jozef Medel
Foto erhalten von Robert Medel
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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 02.10.2016
[1] Auszüge aus der Schulchronik Neufeld wurden 1983 von Heinz Both in mehreren Fortsetzungen in der Pommerschen Zeitung veröffentlicht. Gesammelt wurden die Zeitungsausschnitte von Hans-Ulrich Kuchenbäcker.
[2] Der Sedantag war ein Gedenktag, der im Deutschen Kaiserreich (1871–1918) jährlich um den 2. September gefeiert wurde. Er erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870 nach der Schlacht bei Sedan, in der preußische, bayerische, württembergische und sächsische Truppen nahe der französischen Stadt Sedan den entscheidenden Sieg im Deutsch-Französischen Krieg errungen und den französischen Kaiser Napoleon III. gefangen genommen hatten. Anlässlich dieses Tages wurden ab 1871 im ganzen Deutschen Kaiserreich an zentralen Plätzen Siegesdenkmäler errichtet und meist mit feierlichen Zeremonien am Vortag des Sedantages eingeweiht. Quelle: Wikipedia.