Heimatkreis Rummelsburg in Pommern



Seehof

 


 

 

Ansichtskartenmotiv erhalten von Hans-Jürgen Knaack

 


Allgemeines:  Seehof war eine der kleinsten Landgemeinden im Kreis Rummelsburg. Auf dem Gemeindegrund entspringt der  K r u m m e  B a c h, der alsbald in den  G r e n z - S e e  einmündet, diesen durchfließt und dann die Gemeindegrenze zwischen Barkotzen und Lubben bildet, um sich dann weiter nach Norden zu wenden. Nachbargemeinden von Seehof waren: Lubben im Norden, dann im Uhrzeigersinn Lindenbusch und Neufeld im Osten, Franzdorf im Süden und Barkotzen im Westen.

Zur Gemeinde gehörten neben dem Restgut die beiden Vorwerke Putsch und Louisenhof.  Es gab außerdem viele Rentengüter. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die befestigte Landstraße KremerbruchLubben - Alt Kolziglow erbaut, welche durch Seehof führt. Der Ort hatte eine Schule und ein Kolonialwarengeschäft mit Gasthaus. In den 30er Jahren gab es ein Lager für den weiblichen Arbeitsdienst. Der Jugend und den Arbeitsmaiden stand ein schöner Badestrand am Grenzsee zur Verfügung.
 


Wohnplätze: Putsch

Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 1869 Lubben

Einwohner 1939: Zahl der Haushaltungen: 34
                            Gesamtbevölkerung: 147 Einwohner

poln. Ortsname: Łobzowo


Ehemalige Verwaltungseinteilung:

Kreis: Rummelsburg

Regierungsbezirk:  Köslin

Amtsbezirk: Lubben

Standesamt: Lubben

Kirchspiel: Alt Kolziglow, Filialkirche in Lubben

 

Gemarkungsgrenzen von Seehof (das südlich gelegene Louisenhof gehörte etwa ab 1905 zu Franzdorf.
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 1:25.000 Nr. 1969 Lubben, aus dem Jahre 1877, mit einzelnen Ergänzungen 1928.
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Geschichtliches:  Die Gründung des Dorfes, ursprünglich ein zu Lubben gehörendes Vorwerk, erfolgte schon im 17. Jahrhundert. Bis 1747 im Besitz des Geschlechts  v.  P u t t k a m e r , danach wechselten die Besitzer wie folgt: Albrecht  v.  E r x l e b e n , dann Landrat Balthasar Ludwig  v.  W o b e s e r. Dessen Tochter verkaufte das Gut an ihren Gemahl Leopold Sigismund  v.  G e r s d o r f . Im Jahre 1812 wurde beim Verkauf von Lubben durch Leopold Sigismund von Gersdorf das Vorwerk vom Hauptgut abgezweigt und es entstand ein selbständiges Gut mit eigenem Gutsbezirk. Es entstanden die Vorwerke Louisenhof und Putsch.
Nach dem Tod des Leopold Sigismund v. Gersdorf behielt es seine Witwe, die es ihrem Sohn Alwin v. Gersdorf überließ. Dieser verkaufte es 1839 an den Ökonom Eduard Heinrich  V o g t  aus Demmin. Von ihm kam es 1855 an  K ö p p e n  und 1862 an Dr. Julius  S c h e u n e m a n n . Im Jahre 1892 besaß es B a n n i e r  in Stolp.

Das Vorwerk Louisenhof wurde 1882 in 7 Rentengüter aufgeteilt und kam mit einem Teil von Antonswalde vor 1905 zu der neu gebildeten Landgemeinde Franzdorf. Seehof wurde 1901/1902 in 12 Rentengüter und ein Restgut von 146 ha umgewandelt und bildete mit Putsch die neue Landgemeinde Seehof. Der damalige Besitzer Bannier verkaufte das Gut an die damalige Kgl. Generalkommission zu Frankfurt a. d. Oder zur Aufteilung in Rentengüter. 13 Parzellen wurden geschaffen.

Rentengut Ia kaufte Friedrich  B a n s e m e r  (späterer Besitzer um 1928 Paul  W i n k e l )
Rentengut Ib: Kutscher  Z i l s k e (späterer Besitzer Otto  Z i l s k e , Sohn)
Rentengut II: Pächter  P o o c h, (späterer Besitzer Heinrich  N e u m a n n ).
Rentengut III: Karl  K u s k e  
Rentengut IV: W a n k (späterer Besitzer Albert Wank, Sohn)
Rentengut V: B a n s e m e r (späterer Besitzer Karl BAnsemer, Sohn)
Rentengut VI: Inspektor  R a s c h k e, (späterer Besitzer Karl  B a r n e f s k e )
Rentengut VII: N e h r i n g, (späterer Besitz Otto  J a n z )
Rentengut VIII: Mühlenmeister  W e s t p h a l (späterer Besitzer Georg Westphal, Sohn)
Rentengut IX:  W i n k e l, (späterer Besitzer Eduard  B a n s e m e r )
Rentengut X: Schmied  R a s c h k e (späterer Besitzer Paul Raschke, Sohn).

Jedes Rentengut erhielt 9 Morgen Wald, das Restgut bekam 200 Morgen.

Das Restgut behielt zunächst der bisherige Pächter von Seehof,  S c h u m a n n. Später erwarb  es Wilhelm  S c h e u n e m a n n,  der es an Otto  W o l f g r a m verkaufte. Dieser verkaufte es an Willi  M i e l k e. Von diesem erhielt es nach dem 1. Weltkrieg Hauptmann Helmut  G l i t z e, der es bis Mai 1928 behielt. Das Gut wurde zwangsversteigert. Nach kurzem Zwischenbesitz des Kreises Rummelsburg (1928) erwarb es 1934 der Landwirt Paul  N i t z. Dieser war Besitzer bis zur Vertreibung. Leider ist das weitere Schicksal der Familie Nitz nicht bekannt, einige Familienmitglieder gelangten jedoch nach Westdeutschland. Danach verwischt sich ihre Spur. Vielleicht liest diese Zeilen jedoch demnächst ein Familienmitglied und meldet sich beim Autor der Zeilen.

Im Zweiten Weltkrieg kam es im Ort zu keinen Kampfhandlungen, dennoch wurden bei der Besetzung zwei Wohnhäuser zerstört. Viel zu spät wurde die Evakuierung durch einen Treck amin der Nach des 4. Auf den 5. März 1945 durch den Ortsgruppenleiter der Partei angeordnet. Der Treck in Richtung Danziger Bucht, wurde dann aber zwischen Zezenow, Kr. Stolp und Vietzig (Kr. Lauenburg) von sowjetischen Panzerspitzen eingeholt und die Flüchtlinge zu Fuß nach Hause geschickt. Im Dezember 1945 begannen die ersten Ausweisungen.
Das Gutshaus steht heute nicht mehr.

 

Sammlung K.F. Schwirz

 

Sammlung K.F. Schwirz

 

Frühere Einwohner (bis 1945):
Familien Wenke, Winkel, Zilske (Ortsbauernführer), Rennwanz, Kuske (Tischler), Kuske, Wank, Bansemer (1) (Bürgermeister), Scharnofske (Standesbeamter), Westphal, Bansemer (2), Barnefske (Abbau), Janz (Abbau), Bansemer (3), Raschke 1, Raschke 2, Gutzmann, Preuß, Moldenhauer (Polizist), Hafer, Raschke, Hildebrand (Lebensmittelgeschäft), Filea, Stiewe, Schule mit Lehrer Johannes Sellke, Nitz (Gutshaus), Prütz (Gutshaus, Schwiegersohn von Nitz).
[Mündliche Angaben von Martha Rychlik geb. Barnefske vom 17.6.2022, früher Seehof, geboren 1930]


Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Kirchenbücher: siehe Alt Kolziglow
Personenstandsregister: siehe Lubben


Literatur:
Johannes Sellke, Seehof: Geschichte des Dorfes Seehof, Kreis Rummelsburg, Ostpommersche Heimat 1932, Nr. 27-28
Martha Rychlik geb. Barnofske, mündliche Mitteilung vom 17.6.2022
Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Herausgegeben vom Kreisausschuß des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938. Neu herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg 1979. S. 203, Seehof
Der Kreis Rummelsburg. Ein Schicksalsbuch. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg. Bearbeitet von Hans-Ulrich Kuhenbäcker, 1985.


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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 18.06.2022