Aktuelles:
Der alte deutsche Friedhof in Woblanse
konnte im Jahre 1998 dank einer Initiative von Landsmann Eckhard Witt in
Zusammenarbeit mit den heutigen polnischen Einwohner in einen würdigen Zustand
versetzt werden. Der Heimatkreis Rummelsburg hat sich finanziell an einer neuen
Gedenkanlage beteiligt. Kleine Bäume und das Strauchwerk wurden entfernt und
der Friedhof aufgeräumt. (s. unten)
Im Jahre 2001 feierte Woblanse sein 700-jähriges
Bestehen.
Allgemeines:
Woblanse liegt im nördlichen Teil des historischen
Kreises Rummelsburg zwischen Hammermühle und Bartin,
unweit des Woblanser Sees. Im Jahre 1939 hatte der
Kreis Rummelsburg etwa 40.000 Einwohner. Neben der Stadt Rummelsburg (8.516 EW)
waren die größten Landgemeinden Hammermühle (2.169 EW), Alt Kolziglow
(1.475 EW), Treblin (1.206 EW), Bartin
(959 ES) und Zollbrück (910 EW). Woblanse
hatte 1938 etwa 800 Einwohner.
Wohnplätze: Woblanse, Woblanse Schäferei
Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 1767
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Ausschnitt
aus dem Meßtischblatt 1:25.000 Nr. 1767 Varzin |
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Einwohner 1939: Zahl der Haushaltungen: 166
Gesamtbevölkerung: 620
poln. Ortsname: Obłęże
Verwaltungseinteilung vor 1945:
Amtsgericht: Schlawe
Kreis: Rummelsburg
Regierungsbezirk: Köslin
Amtsbezirk: Bartin
Standesamt: Bartin
Kirchspiel: Bartin
Schule: Woblanse
Geschichtliches:
Das Dorf gehört zu den ältesten Siedlungen des Kreises Rummelsburg. Schon im
Jahre 1301 wird ein Matthäus, Burggraf von Schlawe,
als Besitzer des Ortes bestätigt. Im 18. Jahrhundert ist im Ort eine Schmiede,
Anfang des 19. Jahrhunderts wird eine Schäferei nachgewiesen. Im Zweiten
Weltkrieg kam es im Ort zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen. In der
Nachkriegszeit wurden die Fachwerkhäuser ebenso wie das Gutshaus vollständig
abgebrochen. Das Schulgebäude blieb in seiner äußerlichen Form erhalten.
Zeittafel:
Steinzeit (bis 2000 v. Chr.) und Bronzezeit (bis 800 v. Chr.) |
Funde belegen eine Besiedlung Woblanses bereits in der Vor- und Frühgeschichte |
4.-6. Jh. n. Chr. |
Slawische Stämme aus dem Südosten besiedeln die in der Zeit der Völkerwanderung in Pommern lebenden und in Richtung Süden und Westen abwandernden germanischen Stämme. |
um 900 |
Ein slawischer Burgwall nördlich des Woblanser Sees an der Wipper belegt, daß um diese Zeit der pomoranischen Verwaltung des Landes Schlawe bereits Menschen in der Nähe von Woblanse lebten. |
28.3.1301 |
Erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Woblanse. Sambor von Rügen bestätigt Matheus von Schlawe seinen Besitz. |
14. und 15. Jahrhundert |
Die slawischen Bewohner lebten am Dreianger, am Biallenbach (der in den See mündet) und auf dem Lunschen. Langsam kommt es zu einer Vermischung der einheimischen wendisch-slawischen Bevölkerung mit zuwandernden Deutschen. |
1409 |
Besitzer von Woblanse ist ein Lüdeke v. Massow |
1590 |
In den Kirchenmatrikeln werden 17 ½ Hufen, 35 Bauern und 4 Kossäten genannt. |
1618-1648 |
Im Dreißigjährigen Krieg hausen und plündern österreichische und schwedische Söldner im Dorf und plündern es. |
1756-1763 |
Russische Truppenteile bringen im 7-jährigen Krieg Leid über das Dorf. |
1812 |
Woblanse hat nur noch 193 Einwohner, nachdem auch französische Truppen im Krieg mit Preußen Woblanse Schaden gebracht haben. |
1851 |
Nach dem Tod Karl-Friedrich v. Massow erbt der älteste Sohn Wilhelm-Franz v. Massow das Gut, der es 1862 verkauft, womit der 443 Jahre anhaltende Besitz der Familie v. Massoiw in Woblanse endet. |
1862 |
Freiherr v. Blittersdorf kauft das Gut von Wilhelm-Franz v. Massow. |
1862 |
Nur wenige Wochen später verkauft dieser das Gut mit einem Gewinn von 24.000 Talern an Leo v. Gaudecker. |
1868 |
Mit der Gründung der Varziner Papierfabrik in Hammermühle werden neue Häuser „auf der Vorstadt“ (Straße nach Bartin) erbaut. |
12.2.1900 |
Neuer Besitzer ist die verehelichte Rittergutsbesitzerin Mathilde du Roveray geb. v. Gaudecker. |
25.10.1918 |
Graf Karl von Bismarck-Osten aus Plathe erwirbt das Gut in Woblanse, Pächter ist von 1924-1936 Carl Becker, danach bis 1945 Ernst Rindfleisch. |
1921 |
Gründung des Woblanser Sportvereins, der sich vor allem als Fußballclub bestätigte. |
1922 |
Gründung des Arbeiterradfahrerbunds Woblanse (der Verein bestand bis 1933) |
20.12.1922 |
Friedrich-Wilhelm v. Bismarck-Osten wird Besitzer von Gut Woblanse. |
1930 |
Neubau von Häusern auf der „Siedlung“ (Weg nach Wusseken). |
1939 |
Polnische und französische Kriegsgefangene arbeiten auf dem Gut und den Bauernhöfen, russische Kriegsgefangene unter Bewachung nur auf dem Gut, während alle Männer des Dorfes zum Kriegsdienst eingezogen wurden. |
5.3.1945 |
Flucht der Woblanser im Treck über Kunsow und Stolp bis Groß Garde (7.3.). Am 9.3. von der sowjet. Front überrollt. Auflösung des Trecks und Umkehr zurück. |
12.3.1945 |
Eintreffen der Woblanser ins Dorf. Die beiden zurückgebliebenen Einwohner wurden tot aufgefunden |
Frühsommer 1946 |
Die polnische Verwaltung löst die Besetzung durch die Sowjetarmee ab. |
4.1.1947 bis 27.8.1947 |
Ausweisungen fast der gesamten der deutschen Bevölkerung in die SBZ. |
1957 |
Das Gut wird von der russischen an die polnische Verwaltung übergeben. Bis dahin lebten noch 4 deutsche Familien in Woblanse. |
1998 |
Säuberung des Friedhofes und Errichtung einer Gedenkstätte mit Lapidarium. |
2001 |
Deutsche und Polen feiern das 700-jährige Bestehen des Dorfes. |
Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Kirchenbücher siehe Bartin: Verbleib unbekannt
Personenstandsregister: siehe Bartin: einige Register
erhalten
Lapidarium:
Zur feierlichen Einweihung eines Lapidariums auf dem einstigen deutschen
Friedhof von Woblanse hatten Bürgermeister Piotr
Mazur für die heutige Stadt und Gemeinde Hammermühle und Eckhard Witt, dessen
Vater aus Woblanse stammt, für die frühere Woblanser Dorfgemeinschaft gemeinsam zum 11. August 1998
eingeladen. Der Friedhof war wahrscheinlich in den siebziger Jahren nahezu
total abgeräumt worden. Noch vorhandene Grabsteine und Grabeinfassungen lagen
abgedeckt in einer Grube. Nach Freilegung dieser Reste entstand die Idee, die
verbliebenen Fragmente auf kleinem Raume zusammenzustellen. Er wurde
schließlich ein Findling und die sieben Grabsteine, die die Zeiten überdauert
hatten, halbkreisartig zusammengefügt. Eine solche – auf Friedhöfen zuweilen
anzutreffende – museale Lösung nennt man Lapidarium.
Für die Aufnahme des Gedenktextes wurde nach einem geeigneten Findling Ausschau
gehalten. Man entdeckte ihn am Landwege nach Brünnow.
In den Stein ist einst die Jahreszahl 1913 eingemeißelt worden. Die Bedeutung
dieser Beschriftung konnte noch nicht geklärt werden. Möglich ist, dass man
damals an den 100. Jahrestages des Beginnes der Erhebung gegen die
napoleonische Fremdherrschaft oder auch an das 25.jährige Regierungsjubiläum
Kaiser Wilhelm II. gedacht hat. Trotz der neuen Verwendung ist die Zahl auf der
Rückseite des Steines immer noch zu erkennen.
Am Tage der Einweihung hatte sich das Dorf herausgeputzt und am Dreiangel
begann der prozessionsartige Zug zum 1 km entfernten Friedhof. Etwa 150 Menschen
hatten sich ihm angeschlossen. Es waren um die 50 frühere Bewohner aus Woblanse, dazu einige angereist Landsleute aus dem
Heimatkreise und ca. 90 heutige Bewohner des Ortes. Nach den Erfahrungen mit
ähnlichen Veranstaltungen in den letzten 3 Jahren muss die hohe Beteiligung der
heutigen Woblanser als bemerkenswert, vor allem als
erfreulich bezeichnet werden.
Um 10 Uhr begannen die feierlichen Handlungen auf dem Friedhof. Als erster
begrüßte Bürgermeister Mazur die Anwesenden in herzlicher Weise Er gab der
Hoffnung Ausdruck, dass diese Ereignis in die Zukunft wirken und die alten und
neuen Bewohner von Woblanse in freundschaftlicher
Weise näherbringen möge. […]
[…] Die
Inschrift des Gedenksteines ist bewusst einfach und allgemeingültig gehalten.
Sie lautet in polnischer und deutscher Sprache:
DLA UCZCZENIA PAMIECI ZMARLYM
MIESZKANCOM OBŁEZA - POMORZE
ZUM GEDENKEN AN DIE TOTEN IN WOBLANSE – POMMERN
Foto: Janusz Łozyk. Juli 2015
Der Saal der früheren Gastwirtschaft
Sroka ist heute ein kirchlicher Gemeinderaum. Die jetzigen Bewohner Woblanses bewirteten hier ihre Gäste mit Kaffee und Kuchen.
Ein freundlicher und vielversprechender Ausgang dieses denkwürdigen Tages.
In: Woblanse,
ein pommersches Dorf wird 700 Jahre. Obłęże, wieś pomorska
obchodzi 700-lecie. Herausgeber:
Heimatkreis Rummelsburg e.V.. Bearbeiter: Eckhard Witt. Detmold, 2001, S. 27.
Nachdruck aus „Rummelsburger Land“, Ausgabe 4/1998.
Fotogalerie:
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Alle Ansichtskarten: Sammlung K.F. Schwirz
Links:
Die
katholische polnische Kirchengemeinde in Bartin, zu
der Woblanse heute eingepfarrt ist, hat einen eigenen Internetauftritt.
Literatur:
Woblanse, ein pommersches Dorf wird 700 Jahre. Obłęże, wieś pomorska
obchodzi 700-lecie. Herausgeber: Heimatkreis Rummelsburg e.V..
Bearbeiter: Eckhard Witt. Detmold, 2001
Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Herausgegeben vom Kreisausschuß
des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938. Neu herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummmelsburg
1979
Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Herausgegeben vom Kreisausschuß
des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938. Neu herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg mit Förderung durch den
Landkreis Soltau-Fallingbostel 1979
Woblanse – Ein ostpommersches Dorf, Chronik von Willi
Neumann, 1987
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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 29.08.2015