Zettin im Kreis Rummelsburg ist ein kleines, verschlafenes
Dorf wie viele andere in Pommern. Doch auch hier finden sich Spuren der großen
Ereignisse der Geschichte: Die Zettiner Puttkamer
standen im Dienst der pommerschen Herzöge und Bischöfe. Pfarrer Palis kam in
Kontakt mit Adolph von Thadden-Trieglaff, dem
bedeutenden Vertreter der Erweckungsbewegung. Der letzte Pastor des Kirchspiels
Wolfgang Marzahn war ein Schüler von Dietrich Bonhoeffer. Zettiner
jüdischer Herkunft wurden im KZ ermordet.
Trotz aller Bescheidenheit und aller Verbindungen zur großen Geschichte war Zettin für die dort lebenden Menschen jedoch vor allem eines: geliebte Heimat. Diesen Menschen und der Geschichte ihres Dorfes will das vorliegende Buch ein Denkmal setzen.
Klingner, Dirk: Geschichte des Dorfes Zettin im Kreis Rummelsburg in Pommern, BoD – Books on Demand – Norderstedt 2022, 265 Seiten, mit zahlreichen S/w- und Farbfotografien und Abbildungen von historischen Dokumenten, ISBN 978-3-7568-4565-1. 42,99 €, 5,99 € (E-Book). Kann beim Verlag online bestellt werden (Stand: 25.12.2022)
Zettin im Kreis Rummelsburg ist ein kleines,
verschlafenes Dorf wie viele hundert andere in Pommern. Es liegt noch immer
idyllisch abseits der großen Verkehrswege und es hat bis ins 20. Jahrhundert gedauert,
bis es durch eine befestigte Straße erschlossen wurde. Die größeren Straßen
führten und führen noch immer daran vorbei. Auch die Eisenbahn, vor
mittlerweile 30 Jahren eingestellt, tangierte das Gemeindegebiet nur mit einer Nenebstrecke. Die Böden waren und sind nicht von besonderer
Qualität und ermöglichten nur ein bescheidenes Einkommen. Mitten im Ort erhebt
sich bis heute auf einem Hügel die Kirche. Auch die Schule blieb erhalten, das
Herrenhaus verfiel in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Doch Zettin war kein so unbedeutender Ort. Auch von diesem
kleinen hinterpommerschen Dorf lassen sich
Verbindungen zu den großen Ereignissen der Geschichte ziehen. Die Zettiner Puttkamer des späten 15. Und des 16. Jahrhunderts standen
im Dienst der pommerschen Herzöge und der Kamminer
Bischöfe. Der in Waldow geborene und einige Jahre in Zettin
aufgewachsene Pfarrerssohn Johannes Lassenius wurde
Theologieprofessor in Kopenhagen. Pfarrer Palis hatte im frühen 19. Jahrhundert
Kontakt mit Adolf von Thadden in Trieglaff und lenkte
die Erweckungsbewegung in Zettin in kirchliche
Bahnen. Der letzte Pastor des Kirchspiels Wolfgang Marzahn besuchte das
Predigerseminar bei Dietrich Bonhoeffer, dem wichtigsten Theologen des
evangelischen Widerstandes gegen das Dritte Reich. Und mindestens vier Zettiner jüdischer Herkunft wurden in Ghettos und
Konzentrationslagern ermordet. Schließlich kam der von Deutschland entfesselte
Krieg zurück nach Deutschland und zerstreute die Zettiner
wie viele Millionen Ostdeutsche in alle Winde. Das abseits gelegene Zettin lan nicht abseits der
Geschichte.
Die ersten Abschnitte des Buches beschreiben die geografischen Gegebenheiten, erläutern die Namen und die Flurnamen des Ortes (S.13-20) und zeigen die Darstellung Zettins auf historischen Landkarten (S. 21-34), beginnend mit der 1618 erschienenen Lubinschen Karte und endend mit einer Karte des Kreises Rummelsburg aus dem Jahre 1915. Von den recht zahlreichen vorgeschichtlichen Funden spannt sich der geschichtliche Abriss bis zum Ende des deutschen Dorfes Zettin (S. 35-67). In den Sammlungen der Universität Greifswald blieb eine Reihe von Fragebögen zu volkskundlichen Themen erhalten, die der interessierte Lehrer Friedrich Pallasgewissenhaft ausfüllte und die uns heute einen Blick auf längst vergessene Traditionen und Bräuche werfen lassen. (S. 68-76). Der Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle (S. 77-89), der Bevölkerungs- und Gebäudestatistik (S. 90-93) und der Familie von Puttkamer als Besitzer des Rittergutes Zettin (S. 94-113) widmen sich die nächsten Kapitel. Das kirchliche Leben im Kirchspiel Zettin in den 1920er und 1930er Jahren wird anhand erhalten gebliebener Gemeindeblätter, akribisch beantworteter Fragebögen und einem Fotoalbum des Zettiner Vikars und letzten Gemeindepfarrers Wolfgang Marzahn lebendig (S. 114-128). Ergänzt wird dieser Abschnitt durch Kurzbiographien der Pfarrer (S. 129-147) und Beschreibungen der Kirche (S. 148-162) und des Pfarrhauses (S.163-165). Doch in Zettin lebten auch einige Altlutheraner, Katholiken und Juden (S. 166-170). Neben Kirche und Pfarrhaus spielten auch Schule und Lehrer eine wichtige Rolle im Dorf (S 171-184). Eine Übersicht über die Eigentümerfamilien (S. 185-190), die Friedhöfe (S. 191-198) sowie Verkehrswesen und Post (S. 199-207) runden das Bild ab. Im Anhang finden sich geistliche Gedichte des Pfarrers Walter Thomas (S. 208-220), die Weihnachtspredigt von Pfarrer Wolfgang Marzahn aus dem Jahr 1943 (S. 221-227) und verschiedene in den 1930er Jahren in der Zeitschrift „Ostpommersche Heimat“ veröffentlichte erzählungen , in denen das alte Dorf und seine Flurnamen wieder lebendig werden. (S. 228-255).
Trotz aller Bescheidenheit einerseits und aller Verknüpfungen mit wichtigen historischen Geschehnissen war Zettin wie viele andere Dörfer und Städte für die dort lebenden Menschen jedoch vor allem eines: geliebte Heimat. Diesen Menschen und der Geschichte ihres Dorfes will das Buch ein Denkmal setzen
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Erstellt von Jürgen Lux. Letzte Aktualisierung: 25.12.2022