Besitzgeschichte:
Die
Geschichte von Augustfelde (polnisch heute Uliszkowice
genannt) ist eng mit der von Zuckers verbunden. Es wurde 1818 als Vorwerk von
Zuckers angelegt. 1761 hatte Jabob Kaspar von
Puttkamer Zettin von Jakob Ewald von Massow für 1000 Rtlr erworben und
dann 1793 an seinen jüngsten Sohn, Hans-Adolf
von Puttkamer vererbt. Dieser muss das Vorwerk Augustfelde angelegt haben.
Nach seinem Tode erhielt das Gut Zuckers mit den Vorwerken Mudschiddel
und Augustfelde im Jahre 1853 der
älteste Sohn Feodor von Puttkamer,
der es bereits ein Jahr später, 1854 an seinen Schwager Hermann Grundies und dessen Ehefrau Agnes
geb. von Puttkamer verkaufte. Von ihnen erbte es der Sohn Emil Grundies Dieser verkaufte Zuckers ohne Augustfelde. 1903 an Paul
Siemers und dieser wiederum 1909 an Wilhelm Meißner. Augustfelde aber behielt Emil Grundies
und vererbte das Vorwerk auf Adolf Grundies. Das Gut soll dann im Besitz von
Petersen-Sellin gewesen sein[1].
Nach dem Tod ihres Vaters Carl Wilhelm Becker-Bartin
im Jahre 1919 kaufte Tochter Luise geb. Becker
(1886-1972), die 1907 Theo Wolff
geheiratet hatte, von dem geerbten Geld das Gut Augustfelde. Tochter Marly
heiratete 1929 in Bartin den Generalleutnant
Georg-Jürgen von Bismarck. Bis 1945
blieb das Gut in der Familie.
Bericht über das Gut im 20.
Jahrhundert:
„Zuckers, von alters her ein Massowschwer Besitz, schon 1478 erwähnt, hatte zwei
Ortsteile: Augustfelde und Mudschiddel. Erst 1818
wurde das Vorwerk Augustfelde angelegt, es gehörte vorher zum Gesamtbesitz der
Familie von Puttkamer. Das Vorwerk bestand aus dem Gutshaus, seinen
Wirtschaftsgebäuden, einigen Häusern für die Landarbeiterfamilien und
umfangreichen Ländereien. Nach vorangegangenen Verkäufen und Vererbungen erwarb Landwirt Richard Kubasch
1899 auch Augustfelde mit. 1903 vererbte er es an Adolf Grundies.
Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb 1919 das Gut Augustfelde Major a.D. Theodor
Wolff aus Deutsch Eylau, geboren im April 1876.
Theodor Wolff war aus dem
Krieg als Major zurückgekommen und hatte keine landwirtschaftliche Ausbildung.
Aber eine solche Berufsausbildung hielt man damals für die Bewirtschaftung
eines Gutsbetriebes auch nicht unbedingt für erforderlich. Es wurde hier ein gelernter
Fachmann eingestellt, als Hofmeister über die Feld- und Hofarbeit. Theodor
Wolff übernahm die Buchführung, das Kassenwesen, den Absatz der Güter und den
Einkauf. Er heiratete dann 1907 in Bartin Luise
Becker, Tochter aus der Stettiner Kaufmannsfamilie Carl Wilhelm Becker und
Marie geb. Roth[2]
.
Historische Ansichtskarte. Erhalten von Manfred Jeschke
Die Eltern Becker hatten am
31. August 1893 das Gut in Bartin von Adolf Franz von
Puttkamer erworben. Für ihre sieben Kinder sorgten sie vorzüglich beim Erwerb
weiterer Güter: Kotlow, Marienthal,
Mudschiddel, Wusseken (Kr.
Bütow) und Augustefelde[3].
Einige Zahlen zum Gut: Gesamtgröße 1210 Morgen oder 337 ha. , davon rund 256
Hektar Ackerland, 50 Hektar Wald und ein Hektar Wasser. 20 Pferde, 80 Rinder,
20 Schafe und 120 Schweine wurden hier 1935 gezählt. Saatgetreide und
Kartoffeln wurden angebaut. Eine gut geführte Landwirtschaft mit Herdbuchvieh
gehörte zum Betrieb. Bis 1935 wurden die Landarbeiten, z.B. die Feldbestellung,
noch mit Pferdegespann gemacht, später dann hatte das Gut zusätzlich mehrere
gummibereifte Wagen, einen Trecker und weitere damals moderne Ackergeräte.
Historische Ansichtskarte. Erhalten von Manfred Jeschke
Seit 1930 gab es durch den Ortsteil
Augustfelde eine Asphaltstraße. An dieser Straße reihten sich die Häuser für
Fachkräfte, Gutshandwerker und Landarbeiter mit ihren Familien, wohl 15 Wohnungen.
Hofmeister war Paul Arndt, sein Sohn Walter[4] war
Gärtner auf dem Gut, seine Frau Meta war
Kindermädchen. Karl Otto ist Kutscher gewesen und Franz Lawrenz
Stellmacher. Ella Dutkowski, geb. Otto, erinnert sich
heute noch an die Zeiten auf dem Gut, an die Zeit ihres Pflichtjahres als
junges Mädchen. Ihre ältere Schwester Margarete war Kindermädchen auf dem Gut.
Das Gutshaus und seine
Wirtschaftsgebäude waren von der Straße durch Bäume und Anlagen etwas verdeckt.
Wolff´s ließen auf das in
der Mitte des Hofes gelegene Verwalterhaus ein Obergeschoß aufsetzen und nach
Westen hin einen zweigeschossigen Anbau errichten. So wurde aus dem Inspektorhaus das Gutshaus.
Georg von Bismarck,
Generalmajor und Kommandeur der 21. Panzerdivision in Afrika, er fiel 1942 in El Alamein in Ägypten, heiratete
in zweiter Ehe eine Wolff-Tochter: Marly, die älteste Tochter von Theodor und
Luise Wolff. Der einzige Sohn aus der zweiten Ehe, Dr. Wolf-Rüdiger von
Bismarck, Landrat a.D. in Plön, hat schon öfter
Augustfelde bzw. das heutige Örtchen besucht, allerdings das Gutshaus, die
Wirtschaftsgebäude und weitere Bauten sind nicht mehr vorhanden, sie wurden
noch im März 1945 zerstört. Nur einige weiße große Steine aus dem ehemaligen
Einfahrtsbereich des Gutes zeigen heute dem Besucher den Weg zu dem ehemaligen
herrschaftlichen Gut Augustfelde.
Theodor Wolff mit Ehefrau
Luise. Seine Töchter Gundel und Marly mit ihrem Sohn Wolf-Rüdiger lebten nach
dem Ende des Krieges in Mellin, einem Nachbarort, wo
Theodor Wolff Ende November 1945 verstarb. Sie wohnten zunächst im Lehrerhaus
gegenüber der Schule, später dann bei verschiedenen Bauern. Mutter Wolff und
die Kinder und der Enkel wurden im Februar 1947 von Polen ausgewiesen. Sie sind
mit dem Schlitten von Mellin nach Stolp
gefahren, unterwegs im Wald von Mellin wurden sie
erneut ausgeplündert und gelangten dann per Bahntransport mit dem Güterwagen
über Frankfurt/Oder nach Torgau/Elbe. Im Herbst 1947 konnten alle dann auf
Umwegen Schleswig-Holstein erreichen. Luise Wolff verstarb im September 1972 in
Hamburg. Tochter Gundel verstarb auch in Hamburg und Tochter Marly im November
1992 in Flensburg“.
Kirchlich
war Augustfelde in das evangelische Kirchspiel Zettin
eingegliedert. Es gehörte zum Kirchenkreis Bütow. Die Bewohner von Augustfelde besuchten
aber die Kirche in B a r t i n. Aktuell
gehört der Ort mit seinen Einwohnern zur katholischen Pfarrei Zuckers im
Dekanat Rummelsburg (Bistum Köslin-Kolberg).
Dort entstand 1990 ein neues Kirchengebäude.
Gut:
Augustfelde bestand aus dem Gutshaus mit Nebengebäuden und fünf Deputantenhäusern. In zwei Häusern lebten je 4 Familien, in
einem Haus 3 Familien, in zwei Häusern je 2 Familien, insgesamt also 15 Familien[5].
Im
Landwirtschaftlichen Adressbuch der Provinz Pommern wird 1939 als Besitzer des
Gutes in Augustfelde angegeben Theodor Wolff, Major a.D. Als Größe des Gutes
wird angegeben: 311 ha. Siehe auch Beitrag oben.
Landarbeiter
auf dem Gut waren:
1. |
Paul
Arndt |
Hofmeister
(Vorarbeiter). |
2. |
Karl
Otto |
Kutscher
(*1868) |
3. |
Hermann
Otto |
Landarbeiter
(*1898) |
4. |
Walter
Arndt, Sohn |
Gärtner |
5. |
Meta Arndt |
Kindermädchen |
6 |
Franz
Lawrenz |
Stellmacher |
7. |
Völzke |
Kuhfütterer |
8. |
Lembcke |
Schweinefütterer |
9. |
Zurdel |
Gespannführer |
10. |
Otto
Kapischke |
Gespannführer |
11. |
Bacher |
|
Sowie weitere Arbeiter, deren Namen nicht überliefert sind, insgesamt hatte
Augustfelde ca. 100 Einwohner[6].
Als Fahrzeugpark gab es 3 oder 4 gummibereifte Wagen, einen Trecker und einen
6-sitzigen PKW mit Glastrennscheibe.
Literatur:
Evangelisches
Gemeindeblatt für das Kirchspiel Zettin mit den
eingepfarrten Ortschaften: Darsekow, Franzdorf, Poberow, Pottack, Sellin, Starkow, Viartlum und Zuckers mit
Augustfelde und Muddschiddel.
Wolf-Rüdiger
v. Bismarck: Von Pommern nach Plön- Erinnerungen
eines Landrats aus acht Jahrzehnten. Wachholtz
Verlag, 2009. Pommersche Heimat Augustfelde: S. 30-50
Manfred
Jeschke: Nur einige Steine zeigen noch den Weg. Unvergessene Heimat:
Augustfelde bei Zuckers im Kreis Rummelsburg. In: Die Pommersche Zeitung vom
15.12.2007.
Hans
Rasch: Chronik der Familie Becker/Bartin, A4
Maschinenschrift, 99 Seiten mit 78 Bildern, Unterpfaffenhofen 1982
Aktuelle
Situation:
Das Gutshaus Augustfelde wurde 1945 zerstört und existiert
nicht mehr. In der kleinen Siedlung leben heute aber noch 28 polnische
Einwohner in den ehemaligen und erhalten gebliebenen Landarbeiterwohnungen
entlang der Straße. Der Wohnplatz gehört heute zur Gemeinde Treblin
(Trzebielino) im Kreis Bütow und liegt an der Teerstraße,
die von Alt Warschow (Kreis Schlawe)
nach Bütow führt.
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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 27.08.2017
[1] Nach Angaben in der Chronik der Familie Becker-Bartin von Hans Rasch 1982, Seite 46
[2] Entnommen dem Beitrag: „Nur einige Steine zeigen noch den Weg. Unvergessene Heimat: Augustfelde bei Zuckers im Kreis Rummelsburg“, von Manfred Jeschke. In: Die Pommersche Zeitung vom 15.12.2007
[3] Die Güter wurden nach dem Tod des Vaters Carl Wilhelm Becker 1919 durch die Kinder erworben. Durch die Mitgift der Ehefrau von Hans Becker konnte dieser Bartin übernehmen und seine Geschwister auszahlen, die dann die Güter in Augustfelde, Mudschiddel, Marienthal, Kotlow und Wusseken Kr. Bütow erwarben. Quelle: Chronik der Familie Becker-Bartin von Hans Rasch.
[4] Der Sohn von Hofmeister Arndt hieß Walter und fuhr nicht Traktor, sondern war der Gärtner. Quelle: W.-R. v. Bismarck.
[5] Mitteilung von Erhard Vogt (*1953), Enkel des Landarbeiters Hermann Otto, Sohn der Margarete Vogt geb. Otto vom 27.8.2017
[6] Mitteilungen von Wolf-Rüdiger v. Bismarck, Brief vom 16.2.2017