Heimatkreis Rummelsburg in Pommern



Hammermühle
 



Allgemeines: Die Geschichte des Wohnortes Hammermühle beginnt erst, nachdem Reichskanzler Otto von Bismarck am 7. Juni 1867 das Gut Varzin übernommen hatte. Er kaufte das Rittergut von Werner Ewald von Blumenthal. Bald darauf, im Jahre 1868, ließ er an der Wipper die Papierfabrik Hammermühle erbauen. Ihre Blütezeit hatte die Gemeinde in den 1920er und 1930er Jahren. Im Jahre 1928 wurde die Gemeinde selbständig. In den nächsten 15 Jahren boomte die Bautätigkeit. Die Arbeiter der Papierfabrik sollten möglichst eine nahe Heimstätte erhalten, waren sie doch zuvor oftmals zu Fuß mehrere km zur Arbeit gekommen. Die heutige Stadt Kępice gäbe es ohne Bismarck nicht.
Das alte Hammermühle ist noch auf alten Ansichten zu erkennen. Im Jahre 2005 fand im Rathaus von Hammermühle eine Ausstellung „Hammermühle und Umgebung in alten Ansichten“ statt. Hier wurden historische Ansichtskarten aus Hammermühle und den Dörfern gezeigt, die heute zur Gemeinde gehören (Pritzig, Plötzig, Püstow, Puddiger, Misdow, Techlipp, Beßwitz, Seehof, Börnen, Varzin, Woblanse, Bartin, Zollbrück, Brünnow, Seelitz, Barvin und Zollbrück).

 



Übersichtsplan Hammermühle.
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 1:25.000 Nr. 1767 Varzin, um 1922. Die Neue Siedlung ist noch nicht eingezeichnet.
F = Friedhof. Der neue Friedhof (nach dem 2. Weltkrieg angelegt)  ist eingezeichnet.
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie

 


Wohnplätze: Fuchsmühle, Kampmühle

Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 1767

Einwohner 1939: Zahl der Haushaltungen: 648
                              Gesamtbevölkerung: 2169
                              Fläche: 196 ha

poln. Ortsname: Kępice


Historische Verwaltungseinteilung:

Kreis: Rummelsburg

Regierungsbezirk:  Köslin

Amtsbezirk:  Varzin

Standesamt: Wussow

Kirchspiel: Wussow

Schule: Hammermühle


Geschichtliches:
Varzin, zu dem Hammermühle bis 1928 gehörte, lag früher im Kreis Schlawe, ein Teil des Dorfes aber auch im Kreis Rummelsburg und war zu Wussow in der Schlawer Synode eingepfarrt. Auf der Schmettauschen Karte von 1780 ist im Tal der Wipper, dort, wo sich heute die Stadt befindet, kein einziges Gebäude eingezeichnet. Auch nicht im Urmeßtischblatt von 1837. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden ein Eisenhammer, eine Dampf-Scheidemühle und an der Wipper die Fuchs- und die Kampmühle. Varzin war ein ehemaliges Lehn der von Zitzewitz und wurde an den Grafen von Podewils verkauft. Von diesem erwarb es die Familie von Blumenthal. Im Jahre 1867 dann verkaufte sie es an Otto von Bismarck, der dafür sorgte, dass sein neuer Besitz bals darauf durch eine Gebietsreform dem Landkreis Rummelsburg eingegliedert wurde.
Die Landgemeinde Hammermühle entstand durch die im Jahre 1928 vollzogene Zusammenlegung von Hammermühle, Fuchsmühle und Kampmühle. Die Papierfabriken Hammermühle, Kampmühle und Fuchsmühle – seit 1889 unter „Varziner Papierfabrik AG“ firmierend, wurde das größte Industrieunternehmen Ostpommerns. Hier wurden auch Banknoten hergestellt. Bereits 1878 erhielt Hammermühle einen eigenen Bahnhof, als die Bahnstrecke zwischen Neustettin über Rummelsburg nach Stolp gebaut wurde. Wann genau die Kirche gebaut und der Friedhof angelegt wurde, bleibt weiteren Nachforschungen vorbehalten. Vermutlich war es in der Zeit zwischen 1925 und 1935. Während der alte deutsche Friedhof die Zeiten überdauert hat, wurde die Kirche zerstört. Auch dazu gibt es keine Aufzeichnungen und Zeugenaussagen.

Am 6. März 1945 besetzten sowjetische Truppen ohne nennenswerte Kampfhandlungen den Ort. Nachdem bereits in der Nacht vom 2. zum 3. März ein Zweifamilienhaus bei einem Luftangriff zerstört wurde, wurden nach der Besetzung fünf weitere Häuser von Soldaten der Roten Armee niedergebrannt. Im Jahre 1975 wurde der Grundstein zu einer eigenen Kirche gelegt, die 1979 fertiggestellt wurde. Sie steht mutmaßlich an der Stelle der früheren Kirche (Ecke Schulstraße/Kirchstraße). Hammermühle wurde unter polnischer Verwaltung 1967 das Stadtrecht verliehen.  Die Papier- und Zellulosefabrik wurden nach 1945 demontiert. Dafür nahm 1957 eine Gerberei ihren Betrieb auf. Im Jahre 1999 wurde an dem  historischen Gefallenendenkmal des 1. Weltkrieges auf dem alten deutschen Friedhof eine neue Tafel angebracht mit der Inschrift: Zum Gedenken den Toten von Hammermühle“.


Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Kirchenbücher: s. Wussow
Standesamtsunterlagen: s. Wussow


Literatur:
Arbeitersiedlungen in Hammermühle. In: Rummelsburger Kreiskalender 1928, S. 113-115. Autor unbekannt.
Boje, Siegfried: Chronik von Varzin und Hammermühle. Braunschweig 1995


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Erstellt von Jürgen Lux- Letzte Aktualisierung: 03.02.2019