Allgemeines:
Puppendorf war ein reines Bauerndorf und gehörte
früher zum Gutsbezirk Waldow, von dem es später
abgezweigt wurde. Als Landgemeinde existierte es von 1928 bis 1937. Danach kam
es als Ortsteil zu Kremerbruch.
Wohnplätze: Klein Puppendorf, Maxhof, Puppendorf, Roding, Steinauer Schule
Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 1969 (Kremerbruch)
Einwohner 1925[1]:
Zahl der Haushaltungen: 28 in 23 bewohnten Wohnhäusern.
Gesamtbevölkerung: 172 (davon 1 Katholik)
poln. Ortsname: Popowice
Verwaltungseinteilung:
Kreis: Rummelsburg
Regierungsbezirk: Köslin
Standesamt: Reinwasser
Ev. Kirchspiel: Waldow
Gemeindevorsteher (in den 1930er
Jahren: Bürgermeister): in chronologischer Reihenfolge:
Berthold Braun, Bruno Dubberke, Otto Giese
Ortsplan:
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt
1:25.000 Nr. 1969 Kremerbruch
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Geschichtliches:
Brüggemann[2] beschreibt 1784 Puppendorf
als Vorwerk, nebst einigen Häusern auf der Feldmark des Dorfes Waldow gelegen, also zum adeligen Gut gehörend. Ende des
18. Jahrhunderts gab es in Puppendorf 3 Erbpächter (B a u s c h k e,
O l d e n b u r g und P i r s i c h) und 1 Zeitpächter (L ü b e c
k). Um die Jahrhundertwende war ein Richard
K l a s e n Besitzer des ehem.
Vorwerks Puppendorf. 1905 bzw.1906 wurde das Vorwerk Puppendorf in 20
Rentensiedlungen verwandelt[3], d.h. parzelliert.
Siedlungsträger war die Pommersche Ansiedlungsgesellschaft. Die Gesamtfläche
der Neusiedlungen betrug 368 ha. 1 Rentengut hatte eine Größe zwischen 5 und 10
ha , 3 zwischen 10 und 15 ha, 10 zwischen 15 und 20 ha
und 6 über 20 ha.
Mit der Neuordnung 1928 wurde das Vorwerk Puppendorf, das schon früher vom
Hauptgut Waldow abgezweigt worden war, mit Klein
Puppendorf, Maxhof, Rading
und Steinauer Schule zur Landgemeinde Puppendorf
vereinigt.
Puppendorf wurde mit Wirkung vom 1.10.1937 in
die Gemeinde Kremerbruch eingegliedert.
Dorfleben, Brauchtum, Kultur:
Die Familien der 23 Bauern des Dorfes Puppendorf
orientierten sich nach Waldow. Hier gab es eine
Theatergruppe und einen Chor (Frau Margarethe Dubberke
war Mitglied). In Waldow befand sich auch die Kirche.
Hier gab es auch einen Kolonialwarenladen (Besitzer Paul D u b b e r k e) und
zwei Gastwirte (E n g f e r und K a u t z),
ferner einen Bäcker. Die Kinder aus Puppendorf gingen meist zwar in die Steinauer Schule, die ja auf Puppendorfer
Gebiet lag, allerdings war für die eher im Süden der Gemeinde gelegenen Höfe
der Weg nach Waldow kürzer und so erreichte es Bruno Dubberke, dass seine Tochter Waltraud, aber auch die Kinder
der Familien Limberg, Gustav Trapp und Perlick nach Waldow in die Schule
gehen durften.
Es gab wie in den Dörfern der Umgebung auch hier das Brauchtum des Osterwasserholens.
Dieses musste man aus einer Quelle oder einem fließenden Gewässer schöpfen. Ganz
im Südwesten der Landgemeinde Puppendorf floss ein Bach, den die Einwohner „Wipper“
nannten. Dieser entwässerte die Gypsseewiesen und
floss von Südosten an der Gemeindegrenze nach Nordwesten. Eigentlich war es ein
Nebenfluss der Wipper, der nördlich von Waldow in
diese einmündete. Aus diesem Bach entnahmen die Kinder das Osterwasser, das die
Mädchen ohne zu reden und ohne sich umzudrehen frühmorgens nach Hause brachten.
Natürlich unternahmen die Jungen alles, um sie zum Reden, Lachen oder zu
Umdrehen zu bewegen, denn dann war das wertvolle und heilkräftige Osterwasser
nur noch „Schlabberwasser“.
In dem Bach fingen die Kinder auch Flusskrebse, mussten aber aufpassen, dass
sie von deren Scheren nicht in den Finger gezwickt oder gebissen wurden.
Flusskrebse waren eine Delikatesse[4]. die die Mütter
zuzubereiten wussten. Plattdeutsch nannte man sie „Kräft“.
Flusskrebse, kurz aufgekocht, das Schock (60 Stück) kostete wenig und wurde im
Wassereimer bei nächsten Binnenfischer gekauft, wenn sie nicht selbst gefangen
wurden. Über den Bach „Wipper“ hatten die Klein Puppendorfer
ein Brett gelegt und gelangten so bequem ans westliche Ufer. Und weiter nach Waldow.
Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Der Verbleib der Waldower
Kirchenbücher ist unbekannt.
In der Gräberliste des Herbert Oldenburg (1934-36) wird eine Albertine Trapp
geb. Köhler aufgeführt: *30.5.1841 + 16.4.1911. Das könnte nahelegen, dass der
in Puppendorf liegende Dorffriedhof erst nach 1911 angelegt wurde.
Personenstandsregister Kremerbruch[5]: Geburten:
1874-1889, 1891-1899 à Staatsarchiv Stolp,
Geburten 1904-1945 à Standesamt Rummelsburg; Trauungen: 1874-1884,
1886-1899 à
Staatsarchiv Stolp, Trauungen 1911-1920, 1923-1938 à
Standesamt Rummelsburg; Sterbefälle: 1875-1883, 1885-181888, 1890-1899 à
Staatsarchiv Stolp, Sterbefälle 1900-1945 à
Standesamt Rummelsburg.
Mikroverfilmungen:
FHL INTL, Film 1201426 Items 7-8 à Standesamt Reinwasser: Geburten 1874, Trauungen 1875
FHL INTL, Film 1618407 à Standesamt Reinwasser: Geburten 1875-1879,
Sterbefälle 1875-1878, Trauungen 1876-1884, Geburten 1879-1882
FHL INTL, Film 1618408 Item 1 à Standesamt Reinwasser: Sterbefälle 1879-1884.
Aktuelles:
Auf dem ehemaligen Puppendorfer Friedhof wurde 1993 ein Gedenkstein errichtet. Bilder der Heimat von Juli 2017 zeigen dessen Zustand sowie Landschaftsaufnahmen aus Puppendorf.
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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 22.07.2017
[1] Angabe im Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen, Provinz Pommern. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1.10.1932. Berlin: Preußisches Statistisches Landesamt, 1932, S. 72. Zitiert in: http://gemeinde.puppendorf.kreis-rummelsburg.de
[2] Ludwig Wilhelm Brüggemann. Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, Teil 2, Band 2, Stettin 1784, S. 812
[3]
Manfred Mecke: Siedlungsgeschichte seit 1806. In: Der
Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Herausgegeben vom Kreisausschuß
des Kreises Rummelsburg im Jahre 1948. Neu herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg 1979. S. 272-289. „Im Jahre 1890/91 kam es zum Erlaß der Rentengutsgesetze, die eine Wiederbesiedlung des
platten Landes mit Bauern auf mittleren und kleineren Grundstücken, die den
Siedlern zu vollem Eigentum nicht gegen Zahlung von Kapital, sondern gegen eine
feste Rente übergeben wurden.“
[4] Frische Flußkrebse bereitet man zunächst in einem Sud aus Wasser, Salz, Gemüse (z.B. Möhren, Lauch und Staudensellerie), Gewürzen und evtl. Weißwein zu. Alle Zutaten in einem großen Topf aufkochen, dann die Flusskrebse hineingeben. Nach 5-6 Min. Garzeit herausheben und in Eiswasser abschrecken. Dadurch wird der Garprozess unterbrochen und das Fleisch trocknet nicht aus. Flusskrebse gut abtropfen lassen. Durch eine leichte Drehbewegung die Schwänze vom übrigen Körper lösen Den Panzer zwischen Daumen und Zeigefinger fest zusammendrücken, dann bricht er und kann vom Ende her auf der Unterseite aufgedrückt werden. Vorsicht: am Ende befinden sich spitze Stacheln, die zu Verletzungen führen können. Wenn der gesamte Panzer aufgebrochen ist, lassen sich die Flusskrebsschwänze ganz leicht herausziehen. Diese dann kurz unter fliessendem Wasser waschen. Sie schmecken herrlich zu Salaten oder cremigen Soßen.
Wer Flußkrebse nach altem pommerschen Rezept nicht selbst zubereiten möchte, der kann z.B. ins Hafen-Hotel PommernYacht in Ueckermünde gehen, wo sie auf der speziellen „Pommernkarte“ zu finden sind:
http://www.meckpomm.de/stettiner-haff/pommern-kueche-am-stettiner-haff-1946915131.html. Hier kann er sogar das Kochen erlernen: http://www.pommernyacht.de/restaurant/speisekarte/
[5] Die Angaben geben den Stand im Jahre 2000 wieder. In: Informationen zur Familien- und Heimatforschung im Kreis Rummelsburg in Pommern. Herausgegeben 2000 vom Arbeitskreis Familienforschung im Heimatkreis Rummelsburg e.V. Bearbeitet von Joachim Thrun.