Allgemeines:
Es gab ein Wockniner Oberdorf, wo sich die
Pachtdomäne (der Gutshof) befand mit mehreren Bauern, das Niederdorf mit 6 Bauern
und den „Ausbau“, auch hier mit mehreren Bauern. Ober- und Niederdorf lagen ca.
200 m auseinander[1]. Im Ort
gab es einen Kolonialwarenladen, der von Erich Schröder geführt wurde. Das Land
ernährte 35 freie Bauern (Stand: 1939). Außerdem gab es noch die Domäne, das Gut Wocknin gehörte also dem
Preußischen Staat.
Der Wockniner „Dorfsee“
befand sich nahe am Dorf. Heute kann man dort in einer neu erbauten
Pension übernachten.
Ansichtskartensammlung Hajo Boldt
Wohnplätze/Ortsteile: Rieselkaten = Wiesenkaten, Wockniner Mühle, Wocknin
|
|
|
|
Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 1967
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt
1:25.000 Nr.1967 Rummelsburg Zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken. |
Einwohner 1939: Zahl der Haushaltungen: 74
Gesamtbevölkerung: 362. Ein Teil davon konnte
in einer Einwohnerliste rekonstruiert werden
poln. Ortsname: Okunino
Verwaltungseinteilung (bis 1945):
Kreis: Rummelsburg
Regierungsbezirk: Köslin
Amtsbezirk: Treten
Standesamt: Treten
Kirchspiel: Treten
Friedhof: Wocknin.
Hier gab es uralte Schwedengräber. Auch drei sehr alte gusseiserne Grabkreuze
der Familie v. Lettow. Diese wurden im 2. Weltkrieg
abgeholt und als Altmetall eingeschmolzen.
Der Sohn des Gutsbesitzers war gefallen und erhielt einen großen Grabstein, den
5 Pferde den Friedhof hochziehen mussten. 1968 war der Friedhof noch komplett
in Ordnung[2]. Heute ist er eingeebnet.
Schule: Wocknin
Die Schule in Wocknin, um 1928. Rechts das Kriegerdenkmal.
Das Schulgebäude steht heute noch.
Sammlung Hans-Joachim Boldt
Ortsplan:
|
|
© Bundesamt für
Kartographie und Geodäsie |
Das Wockniner
Niederdorf |
Geschichtliches:
Brüggemann 1784: „Wocknin ½ Meile von Rummelsburg
gegen Norden, an einem kleinen See, auf der Straße von Rummelsburg nach Schlawe, hat 1 Vorwerk, 1 Schäferey,
1 Wassermühle, die auf der Stiednitz liegt, 1
doppelten Bauernhof, 7 Bauern, 7 Cossäthen, 1
Schulmeister, 20 Feuerstellen, und ist ein zu Treten in der Schlaweschen
Synode eingepfarrtes Massowsches Lehn. Ein Theil desselben fiel nach dem Tode des Landraths
George Christian von Massow , nach dem Theilungsvergleiche vom 4. August 1707, seinem jüngsten
Sohne, dem Hauptmann Ernst Bogislav zu und wurde vom
demselben am 3. October 1746 dem Major Peter Ernst
von Lettow
verkauft, der nicht nur das Gut GAdjen mit 2
dazugehörigen Cossäthenhöfen in Camnitz
oder Camnitz (d) von seinem Bruder George
Friedrich geerbt hatte, sondern auch
einen anderen Teil des Guts Wocknin, der von Bogislav Ernst von Steinkeller 1732 an seinen Sohn, Hans Caspar, gekommen war,
von demselben am 11. November 1746 kaufte. Nach seinem 1757 erfolgten Tode
besaß seine Witwe Agnesa Clara geborene von Lettow
diese Güter so lange, bis sie solche bey ihrem Leben
am 19. März 1765 ihrem Sohne, dem Hauptmann und jetzigen Krieges- und Domainenrathe bei der Marienwerderschen
Cammer, Werner
Ernst von Lettow abtrat, der einen dritten Theil des Guts Wocknin, der in 2
Bauernhöfen du einem Cossäthenhof bestand und ehemals
zu dem Gute Mallenzin gehöret hatte, am 1, Mai 1770
erbte und unwiderruflich von dem Oberstlieutenant
Nikolaus George und dem Hauptmann Jacob Nathaniel von Massow,
mit Einwilligung des Conrad von Massow kaufte.“
Das Dorf wurde in der großen Landnahme auf einem Gebiet angelegt, das von dem
übrigen Lettowschen Besitz durch die Stüdnitz
abgetrennt war. 1541 war Wocknin noch eine „wüste Feldmark an der Grenze zu Schwirsen“. 1590 wurden 16 Hufen, 16 Bauern und 3 Kossäten versteuert, dann 1628 nur noch 12 7/8 Hufen. Nach
dem 30-jährigen Kriege hatte Wocknin 1655 noch 7
Bauern und 3 Kossäten. 1717 gab es wieder 9
Bauernhöfe und 6 Kossäten. Die Hälfte des
Bauernlandes war bei den Höfen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hielt sich
die Zahl der bäuerlichen Wirte. Bei der Regulierung der
gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse, bestätigt am 10.4.1832, waren 8 Bauern
und 7 Kossäten vorhanden. Diese erwarben das
Eigentumsrecht ihrer Höfe durch Renten, es zahlte der Bauer jährlich 25 und der
Kossät 12,5 Tlr. Die Reallasten
wurde 1851 abgelöst. Die Gemeinheitsteilung im Jahre 1855 erstreckte sich auf 4 Bauern, 9
Halbbauern und 7 Kossäten. Ein Bauernhof war im
Besitz des Juden Isecke zu Stolp.
Nach 1840 wurde das Vorwerk Peierske angelegt, das später wieder eingegangen ist.
An den Wiesen an der Wipper wurde der Wiesenkaten, später Rieselkaten
genannt, gebaut[3].
Ernst Schröder, der
Besitzer des Kolonialwarenladens
bewirtschaftete auch 30 Morgen Ackerland. Seine Frau stammte aus Berlin, wo er bei
den Husaren gedient hatte. Zunächst gab es nur den Laden mit einer Bierstube.
Kurz vor Kriegsbeginn, etwa 1938/39 baute er einen Saal an. Auf dem Wockniner Friedhof sind heute keine Grabsteine
mehr zu sehen. Durch Kampfhandlungen fielen in Wocknin
10-12 deutsche Soldaten und mindestens
ebenso viele sowjetische. Diese wurden zunächst dort begraben, wo sie lagen,
dann später umgebettet auf den Wockniner Friedhof.
Sie ruhen heute noch dort, bestattet an zwei Ecken, die Deutschen und Russen
getrennt. Anfangs mussten die Gräber von deutschen Frauen gepflegt werden. Zu
Gebäudeschaden im Zweiten Weltkrieg ist es offenbar nicht gekommen. Die Schule steht noch. Letze Lehrer waren H. Halfpap,
H. Barzknecht, dann wochenweise Vertretungen aus Turzig und Hanswalde, zuletzt Frl. Elfriede Segert
aus Kaffzig. Der Pächter
der Domäne war Willibald Buckup. Sein Sohn ist
gefallen, er erhielt einen großen Feldstein als Grabmal, der mit 6 Pferden auf
den Friedhof gezogen wurde. Herr Buckow hatte auch
eine Tochter und einen Enkel (Hans-Harald, geb. 1931).
21 Wockniner Männer sind im 2. Weltkrieg gefallen. 12
Zivilpersonen kamen ums Leben. Erst am 2.März durften die Wockniner
auf die Flucht gehen, der Treck war 30 Wagen lang und endete am 10. März, er
wurde von der Sowjetarmee überrollt, alle mussten zurück. 1945 bis 1947 wurde
die gesamte Wockniner deutsche Bevölkerung
ausgewiesen. Der Gebäudebestand ging seither zurück. Die idyllisch an der Stüdnitz gelegene Wockniner Mühle
verfiel oder wurde abgebrochen, von ihr existieren heute nur noch die
Grundmauern[4] - und
das folgende Foto.
Wockniner Mühle,
mit dem Giebel zur Stüdnitz stehend. Foto: Max Grase
1903
Letzter Besitzer war Karl Johanning
Mehr über die Wockniner
Mühle in einem Beitrag in RL 1. Vj., 1998. Autor: H.-U. Kuchenbäcker
Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Kirchenbücher: Die Kirchenbücher wurden zum Zeitpunkt der Räumungsanordnung im Jahre
1945 vergraben, später dann aber wieder ausgegraben und sind dann verschwunden.
Personenstandsregister: Verbleib unbekannt.
[Home]
[Geschichte][Aktuelles][Gemeinden][Literatur][Karten]
[Genealogie][Links]
Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 30.10.2016
[1] Angaben von Hartmut Wojciechowsky, Jahrgang 1932, geb. in Wocknin, vom 23.10.22016. Seine Mutter ist in Wocknin-Ausbau geboren, der Vater in Neuendorf Kreis Osthavelland.
[2] Nach tel. Auskunft von Annelore Wieck geb. Schmidt vom 31.10.16, die 1968 dort war.
[3] Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Herausgegeben vom Kreisausschuß des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938. Neu herausgegeben von Heimatkreisausschuß Rummelsburg 1979, S. 223-225
[4] Der Kreis Rummelsburg. Ein Schicksalsbuch. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg. Bearbeitet von Hans-Ulrich Kuchenbäcker, 1998, S. 283-284